Opel Kapitän: Eine deutsche Nachkriegsgeschichte
1938-1970: Er war Opels Antwort auf Luxus und Komfort, ein Flaggschiff, das Generationen begeisterte und den Wiederaufbau Deutschlands auf Rädern mitprägte.

Der Opel Kapitän der von 1938 bis 1970 produziert wurde, war über Jahrzehnte hinweg das Flaggschiff von Opel. Ursprünglich in der oberen Mittelklasse angesiedelt, stieg er mit der KAD-A-Reihe ab 1964 in die Oberklasse auf.

Er steht symbolisch für den Aufstieg und den Wohlstand für weite Teile der deutschen Bevölkerung. Von Juli 1959 bis Dezember 1963 wurden beeindruckende 145.616 Einheiten dieses Modells gefertigt. Die hohen Verkaufszahlen waren auch ein sozioökonomischer Indikator für das aufstrebende Nachkriegsdeutschland.
Er stand für den Wunsch nach einem besseren, bequemeren Leben jenseits der Entbehrungen der Nachkriegszeit und symbolisierte den Fortschritt und den wiedererlangten Wohlstand.
Entwicklung und technische Meilensteine
Ein entscheidender Wandel erfolgte mit dem Kapitän P 2.5 (P1), der 1958 eingeführt wurde und eine Panorama-Windschutzscheibe sowie amerikanisch beeinflusstes Styling präsentierte.
Dieses Modell erntete jedoch Kritik, insbesondere wegen der Panorama-Windschutzscheibe, die das Einsteigen erschwerte und zu Knieverletzungen führen konnte. Opel reagierte auf diese Kritik mit bemerkenswerter Geschwindigkeit:

Der Kapitän P 2.6 (P2), der bereits im Juli 1959 auf den Markt kam, war eine direkte und schnelle Antwort auf diese Mängel. Er verfügte über ein neu gestaltetes Heck und ein höheres, kantigeres Dach, um das Problem der Panorama-Windschutzscheibe zu beheben.
Interieur und Komfortmerkmale
Das Interieur des Kapitän P 2.6 wurde mit Komfort und Geräumigkeit als oberste Priorität gestaltet. Es bot ausreichend Platz für fünf oder sogar sechs Passagiere, dank seiner breiten durchgehenden Sitzbänke.

Die Sitze wurden als «bemerkenswert bequem» beschrieben, mit körpergerechter Oberschenkelauflage, speziellen Stützfedern für den Lendenbereich und einer seitlichen Ausformung der Rückenlehnen. Die vorderen Einzelsitze konnten sogar in eine horizontale Liegeposition gebracht werden, was eine aussergewöhnliche Vielseitigkeit bot.

Das grosse, dünne Zweispeichen-Lenkrad mit einem durchgehenden Hupenring war typisch für das Design der 1950er Jahre. Verfügbare Optionen umfassten ein Radio, eine Uhr sowie verbesserte Belüftungs- und Heizsysteme, die den Erwartungen der Käufer von Luxusfahrzeugen der damaligen Zeit entsprachen.
Technische Spezifikationen
Der Kapitän P 2.6 wurde von einem robusten 2.6-Liter-Reihensechszylinder-Ottomotor mit obenliegenden Ventilen und einem Motorblock aus Grauguss angetrieben. Die Leistung betrug 66 kW (90 PS) bei 4100 U/min.

Ein entscheidendes Merkmal war das maximale Drehmoment von 190 Nm, das bereits zwischen 1300 und 2500 U/min anlag. Diese Drehmomentcharakteristik ermöglichte ein «schaltfaules Fahren» und entspanntes Cruisen.

Diese technische Auslegung prägte den Fahrcharakter des Wagens massgeblich. Der Kapitän positionierte sich damit nicht als sportliches Fahrzeug, sondern als eine kultivierte, mühelos zu fahrende Reiselimousine.