Studie: Autobahn-Erweiterungen verbessern Verkehrssicherheit

Marvin Kahlenberg
Marvin Kahlenberg

Am 29.10.2024 - 18:58

Am 24. November 2024 wird im Parlament über die sechs geplanten Autobahn-Erweiterungen abgestimmt. Eine unabhängige Studie bestätigt deren Sicherheitsvorteile.

Autobahn, Schweiz
Eine unabhängige Studie zeigt die Sicherheitsvorteile auf, die ein Ausbau des Autobahnnetzes zu Folge haben würde. - Depositphotos

In einer Medienmitteilung informiert der Touring Club Schweiz (TCS) über Studienergebnisse im Zusammenhang mit den geplanten sechs Autobahn-Erweiterungen in der Schweiz.

Alle vier Jahre schlägt der Bundesrat dem Parlament ein Massnahmenpaket vor, um den Verkehrsfluss zu verbessern und die Funktionsfähigkeit und Sicherheit des Nationalstrassennetzes zu gewährleisten. Die sechs Projekte, die am 24. November 2024 zur Abstimmung kommen, wurden vom Büro CSD Ingénieurs unter den Aspekten der Verkehrszunahme und der Verkehrssicherheit geprüft.

Die Resultate sind klar: Die Verkehrssicherheit auf den Autobahnen steigt ebenso wie in den Anrainergemeinden der Autobahn. Der vermeintliche Effekt der erzeugten Verkehrszunahme bestätigt sich in der Schweiz nicht.

Autobahnen sind die sichersten Strassen der Schweiz

Um unabhängig und neutral den Zusammenhang zwischen Verkehrssicherheit und diesen Erweiterungsprojekten herzustellen, beauftragte der TCS Dr. Micaël Tille, den stellvertretenden Leiter des Büros CSD Ingénieurs und Dozent an der ETH Lausanne (EPFL), mit der Erstellung einer Studie. Der Abschlussbericht liefert deutliche Zahlen:

Autobahn, Schweiz
Auf der Autobahn sind Sie in der Schweiz am sichersten unterwegs. - Depositphotos

Obwohl die Nationalstrassen nur 2,7 Prozent des Schweizer Strassennetzes umfassen, wickeln sie 45,4 Prozent der gefahrenen Kilometer ab. Trotz dieser hohen Verkehrsdichte entfielen 2023 jedoch nur 14,1 Prozent aller Verkehrsunfälle auf diese Strecken, gegenüber 20,9 Prozent ausserorts und 65 Prozent innerorts.

Die Autobahnen verzeichnen mit 0,26 Unfällen pro Million Kilometer die niedrigste Unfallrate in der Schweiz – gegenüber 1,31 auf dem restlichen Strassennetz. Diese Unterschiede sind auf die Gestaltung der Autobahnen zurückzuführen, die das Risiko schwerer Unfälle minimiert und den Verkehr flüssiger macht, da die Fahrtrichtungen räumlich getrennt sind, keine niveaugleichen Kreuzungen vorhanden sind, Pannenstreifen zur Verfügung stehen und sich keine Velos oder Fussgänger auf der Fahrbahn befinden.

Weniger häufige und weniger schwere Unfälle

Die statistischen Daten bestätigen, dass sich auf Autobahnen auch weniger Unfälle mit Sachschaden ereignen – mit einer Rate von nur 16,7 Prozent aller Unfälle mit Sachschaden in der Schweiz im Jahr 2023. Besonders niedrig ist die Zahl der Unfälle mit Personenschaden, die landesweit nur 9,1 Prozent der schweren Unfälle ausmachen.

Schweiz, Verkehr
Durch die Entlastung in Städten und Wohngebieten würde auch die Unfallgefahr sinken. - Depositphotos

Dies ist zu einem grossen Teil auf die speziell ausgebaute Autobahninfrastruktur zurückzuführen, die das Risiko von Frontalunfällen und Kollisionen mit seitlichen Hindernissen deutlich reduziert. Auch auf Autobahnen verbessert sich die Verkehrssicherheit kontinuierlich.

In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Opfer schwerer Personenschäden auf diesen Strecken um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. Dies widerspiegelt die Wirksamkeit der durchgeführten Massnahmen und die Notwendigkeit, weiterhin in den Ausbau und die Modernisierung der Autobahnen zu investieren.

Verkehrsverlagerung in die Ortschaften vermeiden

Die Verkehrssicherheit ist aber nicht nur eine Frage der Infrastruktur, sondern hat auch mit der Verkehrsverteilung zu tun. Sind die Autobahnen überlastet, verlagert sich ein Teil des Verkehrs automatisch auf die Kantons- und Gemeindestrassen.

Diese Alternativrouten führen in die Nähe von Wohngebieten, Schulen, sozialen Einrichtungen oder in Zonen mit reduzierter Geschwindigkeit und erhöhen so die Gefahr schwerer Unfälle – insbesondere für Fussgänger, einschliesslich Kinder und Velofahrende. In den Städten und Dörfern in der Nähe von Autobahnen entsteht dadurch eine grosse Verkehrsbelastung.

«Durch den punktuellen Ausbau des Nationalstrassennetzes wird der Verkehr, der heute Alternativrouten auf den Kantons- und Gemeindestrassen nutzt, wieder auf die Autobahn fliessen und damit den Druck auf das untergeordnete Strassennetz verringern», so Dr. Micaël Tille, der Autor der Studie.

Doppelter Vorteil des Autobahnausbaus

Die positiven Auswirkungen auf die Sicherheit werden sich also in zweifacher Hinsicht ergeben: Die Fahrzeuge fahren auf den sichersten Strecken und die Zahl der Fahrzeuge auf Kantons- und Gemeindestrassen sinkt.

Fussgänger, Zebrastreifen, Genf
Mehr Sicherheit für Fussgänger durch den Autobahnausbau? Die Studie belegt diese These. - Depositphotos

Dieser räumliche Transfer wird vor allem den Nutzern des Langsamverkehrs (Fussgänger, Trottinett, Velofahrer) und dem öffentlichen Verkehr zugutekommen. Ein Beispiel ist die Nordumfahrung Zürich nach der Eröffnung einer dritten unterirdischen Fahrspur.

Laut einem Bericht des Astra gingen die Unfälle um 75 Prozent und der Ausweichverkehr auf den angrenzenden Kantonsstrassen um durchschnittlich 20 Prozent zurück.

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