Grüne Fassade, dunkler Schatten: Nachhaltigkeit

Daniel Huber
Daniel Huber

Am 26.01.2025 - 15:06

Elektroautos, Wasserstoffantrieb und «grüne» Werbekampagnen – die Autoindustrie präsentiert sich gerne als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Ist das so?

VW ID. 4
Rohstoff Lithium: Der Abbau in Salzseen kann Wasserknappheit in ariden Regionen verschärfen. - Volkswagen

Die Autoindustrie steht vor einem Wandel. Elektromobilität und Nachhaltigkeit sind die Schlagworte der Stunde. Doch wie grün sind die Hersteller wirklich? Ein Blick hinter die glänzende Fassade offenbart Widersprüche und Herausforderungen.

BMW preist seine Recyclingquote und den Einsatz von Ökostrom. Laut dem Nachhaltigkeitsbericht 2021 stammen 50 % des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen.

Doch Kritiker bemängeln, dass die Zahlen nur die Produktion in den eigenen Werken berücksichtigen, nicht aber die gesamte Lieferkette.

VW: Zwischen E-Offensive und Umweltbelastung

Volkswagen setzt mit seiner ID.-Familie voll auf Elektroautos. Doch die Produktion der Batterien ist ressourcenintensiv und benötigt seltene Erden.

VW bezieht Lithium aus Chile, wo der Abbau in der Atacama-Wüste die ohnehin knappen Wasserressourcen belastet und das Ökosystem gefährdet. Zudem ist die Frage der Recyclingfähigkeit der Batterien noch nicht abschliessend geklärt.

Tesla: Innovation mit Schattenseiten

Tesla, der Vorreiter der Elektromobilität, steht ebenfalls in der Kritik. Die Produktion in der Gigafactory Berlin-Brandenburg verbraucht grosse Mengen an Wasser und Energie.

Tesla Gigafactory
Die Gigafactory Berlin-Brandenburg schafft tausende Arbeitsplätze in der Region, jedoch steht das Unternehmen wegen nicht eingehaltener Umweltauflagen in der Kritik. - Ralf Roletschek

Zudem gibt es Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und hohe Fluktuationsraten in den Tesla-Fabriken. Die Nachhaltigkeitsbilanz des Unternehmens scheint somit ambivalent.

Mercedes-Benz: Anspruch und Wirklichkeit

Mercedes-Benz verfolgt ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele. Bis 2039 will der Konzern eine CO₂-neutrale Pkw-Flotte anbieten.

Doch auch hier gibt es Kritikpunkte. Der Abbau von Kobalt für Batterien erfolgt oft unter menschenunwürdigen Bedingungen im Kongo.

Cobalt Kongo
Artisanaler Bergbau: Schätzungen zufolge stammen rund 15-30% der kongolesischen Kobaltproduktion aus artisanalen Minen. - U.S. Government - Wikipedia

Mercedes-Benz betont zwar, auf verantwortungsvolle Lieferketten zu achten, doch die Kontrolle ist schwierig.

Die Herausforderung der Lieferketten

Ein zentrales Problem der Autoindustrie sind die komplexen und globalen Lieferketten. Die Rohstoffe für Batterien und andere Komponenten stammen oft aus Ländern mit schwachen Umwelt- und Sozialstandards.

Die Hersteller stehen in der Verantwortung, die gesamte Lieferkette zu überprüfen und auf Nachhaltigkeit zu achten. Transparenz und Rückverfolgbarkeit sind dabei entscheidend.

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktor

Die Autokäufer von heute sind informiert und kritisch. Sie wollen wissen, wie und wo die Autos produziert werden.

Nachhaltigkeit wird zu einem wichtigen Kaufkriterium. Die Hersteller, die glaubwürdig und transparent agieren, haben einen Wettbewerbsvorteil.

Grün zu sein ist nicht nur eine Frage des Images, sondern eine Notwendigkeit für die Zukunft der Autoindustrie.

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