Rote Lichter für Oldtimer-Investoren: Die grosse Marktkorrektur

Maia Schmied
Maia Schmied

Ihr geliebtes Blech-Juwel verliert an Wert. Entdecken Sie jetzt, welche Oldtimer besonders betroffen sind und warum der Markt gerade neu bewertet wird.

Mercedes Benz W 123
Zuverlässigkeit und Robustheit: Der Mercedes Benz W 123 ist bekannt für seine hohen Laufleistungen, oft weit über 500'000 Kilometer. - VBTC

Der Duft von altem Leder, Benzin und Vergangenheit – Oldtimer faszinieren. Viele Schweizer sehen ihre Klassiker aber nicht nur als Hobby, sondern als sichere Geldanlage. Diese Sichtweise gerät nun ins Wanken.

Der Markt korrigiert, aber nicht flächendeckend, sondern sehr gezielt. Wir zeigen Ihnen, was diesen Wandel antreibt und wie Sie Ihr Investment jetzt überprüfen sollten.

Stagnation und Inflation: Der Oldtimer als Anlage

Der Oldtimer-Markt zeigt ein geteiltes Bild. Viele Fahrzeuge der breiten Masse treten preislich auf der Stelle.

Der Deutsche Oldtimer-Index (DOX) stieg zuletzt nur um magere 1.85 Prozent. Die hohe Inflation der Vorjahre frisst diese nominale Steigerung aber komplett auf.

Mercedes-Benz 540 K Cabriolet
Mercedes-Benz 540 K Cabriolet aus dem Jahr 1937. Noch immer eine exzellente Anlage. - Tiriac Collection

Der reale Wert sinkt somit. Echte Wertverluste zeigen sich vor allem in zwei Segmenten: bei den extrem teuren Sammlerstücken und den deutschen Volumenmodellen. Der Markt verliert nicht generell, aber er differenziert klarer.

Zinswende entzieht dem High-End das Kapital

Die steigenden Zinsen wirken wie eine kalte Dusche für spekulatives Kapital. Lange Zeit war der tiefe Leitzins ein Turbo für den Oldtimer-Markt.

Anleger flüchteten in illiquide Sachwerte, da traditionelle Anlagen wenig abwarfen. Nun bieten Anleihen und Tagesgelder wieder attraktive Zinsen.

Ferrari 250 GT Lusso
Der Ferrari 250 GT Lusso, präsentiert 1962, gilt als eines der elegantesten GT-Coupés der Marke mit dem «springenden Pferd». - Exfordy

Investoren schichten ihr Kapital darum um. Sie verkaufen ihre spekulativen «Assets of Passion». Das betrifft besonders das Hochpreissegment, wo die höchsten absoluten Verluste auftreten. Beispiel: Ein Ferrari 250 GT Lusso verlor innert eines Jahres massive 460’000 Euro.

Wartungskosten fressen die Rendite auf

Oldtimer fordern viel Pflege, was hohe Fixkosten verursacht. Diese Unterhaltskosten steigen zurzeit stark an. Ersatzteilpreise etwa legten im Jahr 2024 teils um sechs bis acht Prozent zu.

Diese Kostenschere macht den Besitz vieler Oldtimer unrentabel. Die Nettorendite vieler Fahrzeuge im Volumenmarkt wird negativ.

BMW 2002
Der 2002 gehört zur sogenannten BMW 02-Serie (E10), die von 1966 bis 1977 produziert wurde. Das Modell 2002 mit 2.0 Litern Hubraum kam 1968 auf den Markt. - Achim Raschka

Diese ökonomische Logik entwertet Fahrzeuge in mässigem Zustand massiv. Ein Bentley S2 Continental Coupé in schlechtem Zustand verlor darum unglaubliche 69 Prozent an Wert. Der Aufwand für eine Restauration rechnet sich einfach nicht mehr.

Generation Y setzt auf Youngtimer

Die Sammelleidenschaft ändert sich auch mit dem Generationenwechsel. Die älteren Sammler, die klassische Vorkriegsmodelle lieben, scheiden langsam aus.

Jüngere Enthusiasten aus der Generation Y fehlt oft diese emotionale Bindung. Sie präferieren Youngtimer aus den 1980er und 1990er Jahren.

VW Käfer
Der VW Käfer: ein weltweit beliebter Klassiker. - Pixabay

Diese Autos sind oft günstiger und benötigen weniger spezialisierte Wartung. Die Nachfrage verschiebt sich darum klar weg von älteren, massenproduzierten Oldtimern. Sogar Ikonen wie der BMW 2002 (-9.1 %) und der VW Käfer (-6.5 %) verlieren derzeit an Wert.

Die Gewinner der Nischen-Exoten

Der Markt zeigt, wie wichtig Knappheit und Exotik sind. Einige Nischenmodelle trotzen dem Negativtrend spektakulär. Das französische Sportcoupé Matra-Simca Bagheera legte 2024 fast 99 Prozent im Wert zu.

Auch der Ford Taunus 20 M stieg um beachtliche 23.8 Prozent. Diese Zahlen zeigen: Seltenheit und ein Alleinstellungsmerkmal zahlen sich aus.

Etablierte «Safe Bets» wie der Mercedes-Benz W123 (+8.5 %) bleiben stabil. Künftige Oldtimer-Strategien müssen also zwischen extremen Nischen und gesicherten Klassikern unterscheiden.

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