Europäische Sicherheitsbehörde fordert: Autos brauchen Knöpfe

Lukas Hertzsch
Lukas Hertzsch

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Touchscreens und Infotainment-Bildschirme sind bei Neuwagen momentan im Trend. Aus Sicht des Euro NCAP geht dies jedoch auf Kosten der Sicherheit.

Statt Knöpfen nur ein grosser Bildschirm: kein seltener Anblick in aktuellen Neuwagen.
Statt Knöpfen nur ein grosser Bildschirm: kein seltener Anblick in aktuellen Neuwagen. - Depositphotos

Die europäische Sicherheitsinstanz für Neuwagen, das European New Car Assessment Program, kurz Euro NCAP, hat kürzlich eine klare Botschaft an die Automobilhersteller gesendet: Sie verlangt die Rückkehr der physischen Tasten und Schalter in den Fahrzeugen.

Diese Forderung richtet sich insbesondere an Hersteller wie Tesla, bei denen Köpfe im Cockpit oft vergeblich zu suchen sind. Das Euro NCAP besteht darauf, dass sicherheitsrelevante Funktionen wie Blinker, Warnblinkanlage und Ähnliches weiterhin durch physische Bedienelemente gesteuert werden.

Touchscreens statt Knöpfe: Für Sicherheitsexperten ein Albtraum!

Das Innenraumdesign des Volvo EX30 ist ein Paradebeispiel für das, was Sicherheitsexperten Sorgen bereitet. Anstelle von klassischen Tasten wird fast alles über einen zentralen Bildschirm bedient – abgesehen von wenigen Tasten am Lenkrad selbst.

Beim vollelektrischen Volvo EX30 ist die Bedienung fast ausschliesslich digital über den Bildschirm geregelt.
Beim vollelektrischen Volvo EX30 ist die Bedienung fast ausschliesslich digital über den Bildschirm geregelt. - Volvo

Dieser Trend zur Digitalisierung der Bedienoberfläche stellt aus Sicht des Euro NCAP eine grosse Gefahr dar. Denn während man auf einem Touchscreen nach dem richtigen Menüpunkt suchen muss, kann man bei herkömmlichen Schaltern oft blind zugreifen – ohne den Blick von der Strasse zu nehmen.

Hände weg vom Screen und Augen auf die Strasse!

Die übermässige Nutzung von Touchscreens ist ein branchenweites Problem. Während das Smartphone am Steuer verboten ist, gibt es für grossflächige Bildschirme im Auto bisher kaum Bestimmungen.

Und fast jeder Fahrzeughersteller verlagert mittlerweile wichtige Steuerungen auf zentrale Touchscreen-Module. Das zwingt Fahrer dazu, ihre Augen von der Strasse zu nehmen, und erhöht so die Risiken von Ablenkungsunfällen.

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Der Euro NCAP befürchtet durch Touchscreens im Innenraum des Fahrzeugs ähnliche Risiken wie durch Smartphones am Steuer. - Depositphotos

Insbesondere Funktionen wie Blinker, Warnblinkanlage und Hupe sollten laut der Organisation unbedingt weiterhin in physischer Form vorhanden sein. Gleiches gilt für Scheibenwischer und kritische Notfallfunktionen.

In aktuellen Elektroautos sind diese Funktionen zum Teil im Lenkrad integriert.

Sicherheitswarnungen mit Aussicht auf Erfolg?

Das Euro NCAP ist keine regulative Behörde und hat daher keinen direkten Einfluss auf die Gesetzgebung. Dennoch dürften die Warnungen indirekt Druck auf die Automobilhersteller ausüben.

Gesetzgeber orientieren sich europaweit durchaus an der Meinung der Sicherheitsinstitution. Zudem klagen auch Verbraucher über den Bildschirm-Wahn, der bei einigen Herstellern überhandzunehmen scheint.

Erste Auswirkungen deuten sich bereits an: Der VW-Konzern hat angekündigt, wieder mehr Knöpfe in zukünftigen Modellen verbauen zu wollen.

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