LeMans und der Tag, an dem der Schweizer Motorsport starb
Ein Moment, der den Schweizer Motorsport für fast sieben Jahrzehnte veränderte. Was als technische Innovation begann, endete in einer nationalen Zäsur.

Wer heute einen modernen Sportwagen startet, spürt die Perfektion jahrzehntelanger Ingenieurskunst. Die Faszination für Leichtbau und enorme Kraft ist ungebrochen.
Doch das Streben nach technologischen Grenzwerten forderte 1955 einen unvorstellbaren Tribut. Im Zentrum dieser historischen Tragödie stand der Mercedes-Benz 300 SLR mit seiner innovativen, aber verhängnisvollen Karosserie aus Magnesium.

Der tragische Unfall in Le Mans brachte Rundstreckenrennen in der Schweiz für 67 Jahre komplett zum Erliegen.
Brennendes Magnesium und die Katastrophe von Le Mans
Im Jahre 1955 definierte der Mercedes-Benz 300 SLR definierte die Spitze des Automobilbaus neu. Für das Chassis nutzten die Ingenieure die extrem leichte, jedoch hochentzündliche Magnesium-Legierung «Elektron».

Während des 24-Stunden-Rennens in Le Mans kam es in der 35. Runde zur Katastrophe: Nach einer unglücklichen Berührung raste der Wagen von Pierre Levegh wie ein brennendes Geschoss in die Zuschauertribüne.
Die glühenden Wrackteile und der schwere Motorblock töteten über 80 Menschen innerhalb weniger Sekunden. Da brennendes Magnesium bei Kontakt mit Wasser noch heftiger reagiert, blieben die herkömmlichen Löschversuche der Feuerwehr wirkungslos – das Wrack brannte stundenlang mit gleissender Hitze aus.
Die radikale Antwort der Schweizer Behörden
Die Schweizer Behörden beobachteten das Entsetzen in Frankreich mit grosser Sorge um die öffentliche Sicherheit. In einer beispiellosen Reaktion erliess der Bundesrat noch im selben Jahr ein striktes Verbot für Rundstreckenrennen.
Der traditionsreiche Grosse Preis der Schweiz auf der Berner Bremgarten-Rundstrecke wurde dauerhaft gestrichen. Während Nationen wie Deutschland oder Italien ihre Rennstrecken modernisierten und die Sicherheitsstandards erhöhten, liess die Schweiz ihre Pisten verfallen.
Diese Massnahme prägte die Schweizer Sportlandschaft und das Verhältnis zum Automobil über Generationen hinweg. Motorsport galt fortan als unkontrollierbare Gefahr, die man der Bevölkerung nicht mehr zumuten wollte.
Das Ende einer Ära und die lautlose Rückkehr
Schweizer Renntalente wie Clay Regazzoni oder Jo Siffert wurden durch dieses Verbot zwangsweise zu Nomaden. Ohne nationale Wettbewerbe fehlte dem Nachwuchs jahrzehntelang die Bühne vor heimischem Publikum.
Das strikte Gesetz geriet erst durch den Einzug der nachhaltigen Formel E ins Wanken. Die lautlosen Elektroantriebe dienten als politischer Türöffner für eine moderne Neubeurteilung der Sicherheitsaspekte.

Schliesslich beendete das Parlament dieses historische Verbot im Jahr 2022 offiziell. Damit schloss sich ein langes Kapitel, das mit einer Feuerbrunst in Frankreich begann und erst im Zeitalter der Elektromobilität sein Ende fand. Der Mercedes 300 SLR bleibt untrennbar mit diesem dunklen Schicksalsschlag verbunden.














