Datenkrake Auto: Risiko oder Nutzen?
Autos sind zu rollenden Datensammlern geworden, die eine Fülle von Informationen über uns erfassen. Umso wichtiger ist es, Datenschutzrisiken zu kennen.

Moderne Fahrzeuge sind vollgepackt mit Technologie, die unser Fahrerlebnis komfortabler und sicherer machen soll – von Navigationssystemen über Fahrerassistenzsysteme bis hin zu Entertainmentangeboten.
Doch diese fortschrittlichen Funktionen haben ihren Preis: unsere Daten. Autos sammeln eine riesige Menge an Informationen über uns, oft ohne unser Wissen oder unsere Zustimmung.
Stellen Sie sich vor: Ihr Auto weiss, wohin Sie fahren, wie schnell Sie fahren, welche Musik Sie hören und sogar, wie viel Sie wiegen.
Welche Daten sammelt Ihr Auto?
Die Datensammlung im Auto erfolgt auf vielfältige Weise. Sensoren, Kameras, Mikrofone und andere Technologien erfassen kontinuierlich Informationen über das Fahrzeug, seine Umgebung und seine Nutzer.

Stellen Sie sich Ihr Auto wie ein Smartphone auf Rädern vor, das ständig Daten aufzeichnet. Zu den gesammelten Daten gehören unter anderem:
Fahrzeugbezogene Daten
- Geschwindigkeit, Kilometerstand, Kraftstoffverbrauch
- Reifendruck, Motordrehzahl, Blinker-Betätigung
- Abbremsverhalten, Sitzposition des Fahrers
- Gewählter Fahrmodus (ECO, Sport und Co.)
- Inhalt des Fehlerspeichers
- Detaillierte Daten der Antriebsbatterie (bei Elektrofahrzeugen)
- Einsatzdaten des Reichweiten-Verlängerers (bei Elektrofahrzeugen mit Range Extender)
- Ladedaten (bei Elektrofahrzeugen)
Nutzerbezogene Daten
- Fahrverhalten (z.B. Beschleunigung, Lenkverhalten)
- Sprachinteraktionen (z.B. mit Sprachassistenten)
- Biometrische Daten (z.B. Gesichtserkennung, Müdigkeitszustand)
- Finanzielle Informationen (z.B. Einkommen, Ausgabegewohnheiten)
- Persönliche Daten (z.B. Einwanderungsstatus, genetische Informationen, sexuelle Aktivität)
Standortbezogene Daten
- GPS-Daten
- Abstellpositionen
- Letzte Ladestationen (bei Elektrofahrzeugen)
- Intermodale Verbindungspunkte (bei Nutzung anderer Verkehrsmittel)
- Rückschlüsse auf das Fahrverhalten und die Nutzung des Fahrzeugs
Wie werden diese Daten verwendet?
Fehlerdiagnose und Wartung: Werkstätten können die gesammelten Daten nutzen, um Fehler schneller zu diagnostizieren und Wartungsarbeiten effizienter zu planen.
Verbesserung der Fahrzeugsicherheit: Durch die Analyse von Fahrdaten können Hersteller neue Sicherheitsfunktionen entwickeln und bestehende Systeme verbessern.

Unfallanalyse: Im Falle eines Unfalls können die gespeicherten Daten helfen, die Unfallursache zu ermitteln und die Sicherheit zukünftiger Fahrzeuge zu verbessern.
Entwicklung autonomer Fahrzeuge: Die Daten aus vernetzten Fahrzeugen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Verbesserung autonomer Fahrsysteme.
Riskante Fahrweise – teurer Versicherungstarif?
Personalisierte Dienste: Anhand der gesammelten Daten können personalisierte Dienste angeboten werden, wie Routenempfehlungen, die den aktuellen Verkehr berücksichtigen, Musikvorschläge basierend auf dem Hörverhalten oder gezielte Werbung für nahegelegene Restaurants oder Tankstellen.
Versicherungen: Versicherungen können die Daten nutzen, um das Fahrverhalten zu analysieren und individuelle Versicherungstarife zu berechnen.
Marketing: Die gesammelten Daten können für gezielte Werbung und Marketingkampagnen verwendet werden. So könnten Autofahrer beispielsweise Werbung für Produkte oder Dienstleistungen erhalten, die zu ihren Fahrgewohnheiten oder ihrem Lifestyle passen.
Wer hat Zugriff auf die Daten?
In erster Linie haben die Fahrzeughersteller Zugriff auf die gesammelten Daten. Sie entscheiden, welche Daten an Dritte weitergegeben werden. Zu den Dritten gehören unter anderem:
Dienstleister: z.B. Pannenhilfe, Werkstätten
Datenbroker: Unternehmen, die Daten sammeln und verkaufen
Versicherungen: für die Berechnung individueller Tarife
Behörden: z.B. Polizei, Justiz