Indiens Aufstieg zur globalen Automobilmacht

Maia Schmied
Maia Schmied

Indien etabliert sich als globaler Akteur in der Automobilindustrie. Spätestens mit dem Kauf von Jaguar Land Rover und jüngst IVECO erkennt man die Strategie.

TATA Motors
TATA Motors ist auch Eigentümer der britischen Luxusautomarken Jaguar Land Rover. - Matti Blume

Indien hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer der grössten Industrienationen der Welt entwickelt. Eine der Schlüsselindustrien, die diesen Wandel vorantreibt, ist der Automobilsektor.

Mit einer rasant wachsenden Mittelschicht und einer enormen Binnennachfrage hat sich Indien als wichtiger Produktionsstandort und Absatzmarkt für Fahrzeuge aller Art etabliert. Mittlerweile zählt das Land zu den weltweit führenden Automobilherstellern, und seine Bedeutung in der globalen Lieferkette wächst kontinuierlich.

Tata Motors, neon ev
Der Neon EV von Tata Motors. - Tata Motors

Die Fahrzeugproduktion in Indien verzeichnete in den letzten Jahren, abgesehen von kurzzeitigen Einbrüchen während der COVID-19-Pandemie, beachtliche Wachstumsraten. Die indische Regierung unterstützt diese Entwicklung durch gezielte Förderprogramme, die den Sektor weiter ankurbeln sollen.

Automobilmarkt der Zukunft

Die einheimischen Hersteller wie Tata Motors und Mahindra & Mahindra spielen eine zentrale Rolle. Aber auch internationale Konzerne wie Suzuki, Hyundai und Ford haben grosse Produktionsstätten im Land.

Insbesondere der Export von Kleinwagen und Nutzfahrzeugen aus Indien hat deutlich zugenommen und zeigt die Wettbewerbsfähigkeit der indischen Produktion. Experten prognostizieren, dass Indien bereits bis 2026 zum drittgrössten Automobilmarkt der Welt aufsteigen könnte.

Schlüsselfaktoren des Wachstums

Ein entscheidender Wachstumstreiber ist die schiere Grösse des indischen Marktes mit seiner stetig wachsenden Bevölkerung und der zunehmenden Kaufkraft. Die solide Wirtschaftslage des Landes stützt die Nachfrage nach Neuwagen.

Maruti Suzuki Werk
Das grösste Autowerk in Indien ist das Maruti Suzuki Werk in Manesar, Haryana: 900.000 Fahrzeuge werden an diesem Standort jährlich produziert. - Indiatimes (Screenshot)

Auch das sogenannte «Make in India»-Programm der Regierung hat dazu beigetragen, ausländische Direktinvestitionen anzuziehen. Dadurch haben sich Automobilcluster in Regionen wie Pune, Chennai und der Hauptstadtregion Delhi gebildet.

Diese Cluster bieten eine gut ausgebaute Infrastruktur und Zugang zu einem grossen Pool an qualifizierten Arbeitskräften. Ebenfalls von grosser Bedeutung ist die florierende Zulieferindustrie, die rund 25 % des BIP des verarbeitenden Gewerbes ausmacht.

Aufholen, überholen und dominieren

Die Zulieferer investieren kräftig in den Ausbau ihrer Kapazitäten, um sowohl die lokale als auch die internationale Nachfrage zu bedienen. Dabei stellt die zunehmende Fokussierung auf Elektromobilität eine weitere Chance dar.

Die Regierung fördert die Herstellung von E-Fahrzeugen, um die Umstellung voranzutreiben und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Allerdings gibt es noch Aufholbedarf bei der Infrastruktur, wie beispielsweise der Ladekapazität und den hohen Importzöllen.

Tata Buzzard Sport
Tata Buzzard Sport auf dem Genfer Auto-Salon 2019. - Alexander Migl

Trotz des beeindruckenden Wachstums steht die indische Automobilindustrie vor Herausforderungen. Der Wettbewerb ist intensiv, und die Preissensitivität der Konsumenten bleibt hoch.

Zukünftige Herausforderungen und Chancen

Eine der grössten Aufgaben ist die erfolgreiche Umstellung auf Elektrofahrzeuge, die neue Technologien und Investitionen in die Infrastruktur erfordert. Viele internationale Hersteller haben dies erkannt und investieren verstärkt in ihre indischen Standorte, um von den zukünftigen Marktchancen zu profitieren.

Die Zusammenarbeit zwischen indischen und ausländischen Unternehmen wird daher immer wichtiger. Der Fokus auf nachhaltige Mobilität, Digitalisierung und neue Fertigungstechnologien wird die Zukunft des Sektors bestimmen.

Die strategische Position Indiens, die günstigen Produktionskosten und der grosse Heimmarkt machen das Land zu einem «Place to be» für die gesamte Automobilindustrie.

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