Rauchverbot in Autos: Deutschland und Schweiz
Deutschland plant ein Rauchverbot in Autos mit Kindern oder Schwangeren. Ist dies auch ein mögliches Modell für die Schweiz?

In Deutschland steht ein neuer Gesetzentwurf zur Diskussion, der das Rauchen in geschlossenen Fahrzeugen untersagen soll, sofern sich Minderjährige oder Schwangere an Bord befinden. Dieser Vorstoss, der von den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen initiiert wurde, ist ein erneuter Versuch, eine seit Jahren geführte Debatte gesetzlich zu regeln.

Der Gesetzentwurf sieht eine Erweiterung des Bundesnichtraucherschutzgesetzes vor und schlägt einen Bussgeldrahmen zwischen 500 Euro und 3000 Euro für Verstösse vor.
Schweizerische Passivrauch- und Tabakgesetzgebung
Die schweizerische Gesetzgebung zum Passivrauchschutz fokussiert sich primär auf den öffentlichen und gewerblichen Sektor. Seit dem 1. Mai 2010 gilt ein umfassendes Rauchverbot in allen geschlossenen Räumen, die öffentlich zugänglich sind oder mehreren Personen als Arbeitsplatz dienen.
Das am 1. Oktober 2024 in Kraft getretene Tabakproduktegesetz hat die Regelungen weiter verschärft. So wurde unter anderem das Mindestalter für den Kauf von Tabak- und Nikotinprodukten schweizweit auf 18 Jahre erhöht.

Die Schweiz zieht eine bewusste Grenze zwischen staatlich regulierbaren öffentlichen Räumen und der Privatsphäre. Anders als unsere Nachbarn wird bei uns in erster Linie auf Aufklärung und freiwilliges Handeln gesetzt. Diese Philosophie steht im direkten Kontrast zu den Bestrebungen in Deutschland und erklärt, warum die Schweiz in der europäischen Tabakprävention als «Schlusslicht» gilt.
Wissenschaftliche und gesundheitspolitische Grundlage für den Verbotsvorstoss
Die Befürworter des Gesetzes verweisen in ihrer Argumentation auf die klaren wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Gesundheitsrisiken des Passivrauchens. Schätzungen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zufolge sind in Deutschland rund eine Million Minderjährige Tabakrauch im Auto ausgesetzt.
Die Initiatoren des Gesetzes begründen ihren Vorstoss explizit damit, dass freiwillige Appelle an die Vernunft der Erwachsenen nicht die gewünschte Wirkung erzielt haben. Tabakrauch enthält über 5.300 verschiedene Substanzen, von denen viele giftig und krebserregend sind, wie beispielsweise Arsen und Formaldehyd.
Die Konzentration der Giftstoffe ist im Nebenstromrauch, der beim Glimmen entsteht und passiv eingeatmet wird, teilweise sogar höher als im Hauptstromrauch, den der Raucher aktiv inhaliert.