Keyless-System: Komfort mit einer gefährlichen Schwachstelle

Maia Schmied
Maia Schmied

Kriminelle nutzen Reichweitenverlängerer, um Autos zu stehlen. Schützen Sie Ihr Auto mit UWB-Technik, Faraday-Bags oder Deaktivierung.

Keyless Go
Dank Keyless Go kann der Schlüssel in der Hosentasche bleiben (Symbolbild). - Pixabay

Sie kommen vollgepackt mit schweren Einkaufstaschen zum Parkplatz und das Auto entriegelt sich wie von Geisterhand. Dieser Komfort ist im hektischen Alltag Gold wert.

Hinter der vermeintlichen Magie der Keyless-Systeme steckt ein komplexes technisches Protokoll. Sensoren und Funkwellen führen ein unsichtbares Gespräch, noch bevor Ihre Hand den Türgriff berührt.

Leider mischen bei diesem Datenaustausch in der Realität auch ungebetene Gäste mit. Die technische Bequemlichkeit öffnet Kriminellen Tür und Tor, wenn man die Funktionsweise nicht genau versteht.

Das technische Ping-Pong-Spiel

Das Keyless-System basiert auf einem ständigen Frage-Antwort-Dialog zwischen Sender und Empfänger. Antennen in der Karosserie senden niederfrequente Suchsignale aus, um den Schlüssel zu identifizieren, sobald der Türgriff berührt wird oder sich der Fahrer nähert.

Antwortet der Schlüssel, wechselt die Kommunikation blitzschnell in den UHF-Bereich. Das Steuergerät prüft dabei die Signalstärke und die Identifikationscodes.

Nur wenn diese Prüfung bestätigt, dass der Schlüsselbesitzer direkt am Fahrzeug steht, öffnet die Zentralverriegelung. Befindet sich der Schlüssel auch nur wenige Meter zu weit weg, bleibt das Auto verschlossen.

Der Trick mit der Verlängerung

Kriminelle hebeln diese Distanzprüfung jedoch mit sogenannten Reichweitenverlängerern aus. Ein Täter positioniert sich mit einem Empfänger an Ihrer Haustür, der Komplize wartet am Auto.

Sie fangen das Schlüsselsignal ab und leiten es elektronisch über grössere Distanzen weiter. Dem Bordcomputer wird so fälschlicherweise vorgegaukelt, der Besitzer stünde direkt neben der Fahrertür. Das Fahrzeug entriegelt sich widerstandslos und der Motor lässt sich starten. Läuft der Wagen erst einmal, benötigen die Diebe für die Flucht keinen Schlüssel mehr.

Moderne Technik gegen den Diebstahl

Die sicherste Abwehr bietet die neue Ultra-Wideband-Technologie (UWB). Im Gegensatz zu älteren Systemen misst diese Technik die tatsächliche Signallaufzeit extrem präzise (Time-of-Flight).

Da sich die Lichtgeschwindigkeit physikalisch nicht überlisten lässt, erkennt das Auto die Verzögerung durch die Verlängerung und bleibt verschlossen. Besitzen Sie ein älteres Modell ohne UWB, helfen oft Schlüsseletuis mit eingearbeiteter Abschirmfolie.

Porsche Schutzhülle
Faradayscher Käfig: Die Schutzhülle funktioniert nach diesem Prinzip, benannt nach dem Wissenschaftler Michael Faraday. (Symbolbild) - Porsche (Screenshot)

Diese sogenannten «Faraday-Bags» blockieren den Funkverkehr zuverlässig. Viele moderne Schlüssel verfügen zudem über eingebaute Bewegungssensoren: Liegt der Transponder ruhig auf der Kommode, schaltet er sich nach kurzer Zeit automatisch in den Schlafmodus und sendet keine Signale mehr.

Verhaltenstipps für den Alltag

Deaktivierung:

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die Keyless-Funktion oft manuell deaktivieren. Ein Blick ins Fahrzeughandbuch verrät die nötige Tastenkombination.

Lagerung:

Bewahren Sie Ihren Autoschlüssel zu Hause niemals offen direkt hinter der Eingangstür oder im Flur auf. Dort ist das Signal für Diebe von aussen am einfachsten abzugreifen.

Abschirmung:

Eine simple Blechdose aus der Küche erfüllt oft denselben Zweck wie teures Zubehör – sofern der Deckel schliesst. Testen Sie die Abschirmung vor der Nutzung jedoch unbedingt einmal direkt am Fahrzeug.

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