General Motors setzt neu auf Google-Infotainment-System
Der Autohersteller will künftig Smartphone-Spiegelungssysteme von Google nutzen und damit angeblich die Sicherheit der Fahrer verbessern.
General Motors (GM) hat kürzlich einen bemerkenswerten Schritt angekündigt, der bei Autofahrern für Stirnrunzeln sorgen könnte. Der Autohersteller plant, die beliebten Smartphone-Spiegelungssysteme Apple CarPlay und Android Auto zugunsten einer eingebauten Google-Oberfläche zu verlassen.
Die Begründung dafür? GM behauptet, dass dies Ablenkungen am Steuer reduziere. Doch eine genaue Betrachtung des neuen Systems offenbart einige ernsthafte Mängel in dieser Argumentation.
Tschüss Apple CarPlay und Android Auto – Hallo Ablenkungen?
In einem Interview mit Motor Trend erklärte Tim Babbitt, GMs Leiter der Produktentwicklung für Infotainment-Systeme, dass Smartphone-Spiegelungssysteme gelegentlich Fehler aufweisen könnten.
Diese würden Fahrer dazu verleiten, an ihren Geräten herumzuspielen statt das weniger ablenkende Infotainment-System zu nutzen.
Auf den ersten Blick scheint diese Aussage durchaus plausibel. Eine Studie der britischen Verkehrssicherheitsorganisation IAM Roadsmart von 2020 ergab tatsächlich, dass die Nutzung von Bildschirmspiegelungs-Funktionen gefährlicher sein kann als manuelles Texting oder Fahren unter Einfluss von Alkohol oder Drogen im gesetzlichen Rahmen.
Mit Google ins neue Zeitalter – aber nicht ohne Hürden
GM plant, Apple CarPlay und Android Auto durch eine eingebaute Google-Schnittstelle zu ersetzen. Der Fahrer kann beispielsweise Spotify oder Tidal aus dem Play Store herunterladen, um auf seine eigene Musikbibliothek zuzugreifen.
Auch Lade-Apps für verschiedene EV-Netzwerke sind verfügbar. Die integrierte Google Maps-Funktion bietet reichweitenbasierte Navigation sowie vorgeschlagene Ladestopps entlang der Route.
Doch trotz dieser scheinbaren Vorteile gibt es einige ernsthafte Einschränkungen des neuen Systems – insbesondere für Apple-Nutzer.
Apple-Nutzer im Regen stehen gelassen
Viele Funktionen, die iPhone-Besitzer gewohnt sind, lassen sich nicht über das Infotainment-System aufrufen. Wer Adressen in seinen Kalender einträgt oder Erinnerungen in seiner To-do-Liste speichert, wird Schwierigkeiten haben, diese Informationen ohne Handy abzurufen.
Gleiches gilt für Apple Music und Podcasts – beide sind mit Google Automotive nicht kompatibel.
Somit könnten GMs Bemühungen zur Reduzierung von Ablenkungen am Steuer tatsächlich dazu führen, dass Fahrer ihr Telefon noch häufiger als bisher in die Hand nehmen müssen.
Ablenkungsfaktor Infotainment?
Zudem stellt sich grundsätzlich die Frage: Ist jedes Infotainment-System an sich schon eine Ablenkung?
Die bereits erwähnte IAM-Studie berücksichtigt beispielsweise nicht die Nutzung eines eingebauten Navigationssystems. Auch wenn dieses ähnliche Sprachbefehle und taktile Eingaben erfordert wie die Smartphone-Spiegelung.
Es bleibt abzuwarten, ob GMs riskanter Flirt mit Google den gewünschten Erfolg bringt. Oder, ob der Autohersteller seine Kunden letztendlich nur noch mehr ablenkt – und damit ihre Sicherheit aufs Spiel setzt.