Kabellos in die Zukunft: Induktives Laden erobert die Branche

Maia Schmied
Maia Schmied

Schluss mit Kabelsalat und schmutzigen Händen beim Laden. Erfahren Sie, wie unsichtbare Magnetfelder die Mobilität in der Schweiz revolutionieren könnten.

BMW Wireless Charging
Symbolbild: Induktives Laden soll den Prozess vereinfachen und noch leichter als Tanken sein. - BMW

Stellen Sie sich vor, Sie parken Ihren Wagen und die Energie fliesst wie von Geisterhand. Kein Hantieren mit schweren Kabeln, keine nassen Finger im winterlichen Schneeregen.

Induktives Laden nutzt magnetische Wechselfelder für den Energietransfer direkt in den Fahrzeugboden. Diese Technologie erinnert an das Laden einer elektrischen Zahnbürste – doch in der Automobilwelt erreicht das System Leistungen, die selbst grosse Batterien zügig füllen.

Dieser technische Fortschritt markiert den nächsten grossen Meilenstein für die Elektromobilität.

Die unsichtbare Kraft der Magnetfelder

Das System basiert auf dem Zusammenspiel einer Primärspule im Boden und einer Sekundärspule am Fahrzeugunterboden. Sobald das Auto präzise über der Bodenplatte steht, baut sich ein hochfrequentes Magnetfeld auf.

Empa
Die induktive Ladestation im Empa-Mobilitätsdemonstrator «move» erreicht einen Wirkungsgrad von rund 90 Prozent – vergleichbar mit dem Laden über Kabel. - Empa

Die Bodenplatte erkennt die Anwesenheit des Fahrzeugs und startet den Ladevorgang vollautomatisch. Im Inneren des Wagens wandelt ein Konverter die magnetische Energie in Ladestrom um.

Dank moderner Sensorik unterbricht das System den Prozess sofort, falls sich ein Haustier oder ein Gegenstand unter das Auto bewegt. Diese Sicherheit macht die Technik ideal für private Garagen und öffentliche Parkräume.

Komfortgewinn für den Schweizer Alltag

In der Schweiz schätzen wir Qualität, Sauberkeit und eine effiziente Handhabung technischer Innovationen. Induktionsplatten lassen sich fast unsichtbar im Asphalt versenken und stören die Optik moderner Architektur nicht.

Besonders für Menschen mit eingeschränkter Mobilität entfällt das mühsame Hantieren mit Steckern. Die Automatisierung sorgt zudem dafür, dass das Fahrzeug bei jeder kurzen Standzeit – dem sogenannten «Snacking» – nachlädt.

Dadurch bleibt der Ladestand der Batterie konstant hoch; ein kurzer Stopp beim Grossverteiler reicht bereits für einige Kilometer zusätzliche Reichweite.

Effizienz und technische Standards

Lange Zeit galt der Energieverlust beim kabellosen Laden als grösste Hürde. Heute erreichen die Systeme Wirkungsgrade, die fast an kabelgebundene Wallboxen heranreichen. Die internationale Norm SAE J2954 sorgt mittlerweile für die notwendige Vereinheitlichung.

Tesla Ladestation
Auch Tesla möchte zukünftig induktiv laden. (Symbolbild) - Tesla

Dadurch wird es möglich, dass Fahrzeuge verschiedener Marken an derselben Bodenplatte Energie tanken können. Die Ladeleistung liegt bei gängigen Systemen aktuell meist zwischen 3 und 11 Kilowatt – völlig ausreichend, um ein Fahrzeug über Nacht oder während der Arbeitszeit vollständig aufzuladen.

Der Weg zur Marktreife

Noch gilt die Technik als exklusives Extra für Oberklasse-Modelle und ausgewählte Testflotten. Erste Feldversuche, etwa mit Taxis in europäischen Metropolen, zeigen jedoch eine hohe Zuverlässigkeit im Dauerbetrieb.

Während die Installationskosten für den Massenmarkt noch sinken müssen, erwarten Experten eine weite Verbreitung, sobald autonomes Parken zum Standard wird.

Ein selbstfahrendes Auto kann schliesslich nicht eigenständig ein Kabel einstecken. Induktives Laden ist somit der entscheidende Schlüssel für die vollautomatische Mobilität von morgen.

Mehr zum Thema:

Weiterlesen