5-Zylinder: Der Klang der Ingolstädter Geschichte
Ein unverkennbares Grollen weckt seit fünf Jahrzehnten Emotionen pur. Erfahren Sie hier alles über die Höhen und Tiefen des legendären Audi 5-Zylinders.
Sie stehen an einer Zürcher Ampel und vernehmen plötzlich ein markantes, kehliges Fauchen. Es ist nicht das tiefe, satte Blubbern eines amerikanischen V8, sondern ein zorniger, rhythmischer Klangteppich.
Dieser einzigartige Sound charakterisiert den Fünfzylinder-Motor aus Ingolstadt wie kein anderes technisches Merkmal. Seit fast fünf Jahrzehnten definiert diese ungerade Zylinderzahl die sportliche DNA der Marke mit den vier Ringen.
Technisch gesehen erzeugt die spezielle Zündfolge 1-2-4-5-3 diesen unverwechselbaren Frequenzmix im Abgasstrang. Wir blicken auf die technische Evolution, die Triumphe und die schwierigen Phasen dieser Ikone zurück.
Die Geburt aus der Platznot (1976)
Mitte der siebziger Jahre strebte Audi mit dem neuen Modell Audi 100 C2 ambitioniert in das gehobene Premiumsegment. Der damalige Entwicklungschef Ferdinand Piëch forderte mehr Laufruhe und Leistung, doch herkömmliche Vierzylinder genügten diesen Ansprüchen schlichtweg nicht.
Grosse Sechszylinder-Reihenmotoren passten jedoch aufgrund ihrer Baulänge nicht in den kompakten Motorraum vor der Vorderachse. Die pfiffigen Ingenieure fügten dem bestehenden Motorkonzept deshalb einfach einen weiteren «Topf» hinzu.
Im Jahr 1976 feierte so der erste Fünfzylinder-Benziner seine Weltpremiere und leistete solide 136 PS. Er kombinierte erfolgreich die Wirtschaftlichkeit eines Vierzylinders mit der angenehmen Laufkultur eines Sechszylinders.
Dominanz im Rallyesport und Turbo-Ära
Den wahren Legendenstatus erlangte das Aggregat erst durch die brachiale Kombination mit Turboaufladung und permanentem Allradantrieb. Der Ur-Quattro revolutionierte die internationale Rallyewelt über Nacht und fuhr der Konkurrenz gnadenlos davon.
Fahrerlegenden wie Walter Röhrl und Michèle Mouton drifteten diese Monster zu unvergesslichen Siegen auf Schotter und Asphalt. Mit weit über 500 PS stürmte der Sport Quattro S1 sogar den Pikes Peak in den USA hinauf.
Das Zischen des Wastegate-Ventils und das Brüllen des Motors bleiben bei Fans bis heute unvergessen. Diese goldene Ära zementierte den weltweiten Ruf von «Vorsprung durch Technik» nachhaltig.
Schattenseiten und modernes Comeback
In den neunziger Jahren drohte das eigenwillige Motorkonzept allerdings leise auszusterben. Audi setzte aus Komfortgründen und Kostendruck zunehmend auf die damals populären V6-Motoren.
Das Fünfzylinder-Triebwerk war für neue Montagepositionen zu lang und verbrauchte im Vergleich zur Leistung zu viel Benzin. Die weltweite Fangemeinde forderte jedoch lautstark die Rückkehr des charakteristischen Sounds.
Mit dem TT RS und dem RS3 brachte die Marke das Konzept schliesslich eindrucksvoll zurück auf die Strasse. Heute gilt der 2.5-Liter-TFSI als mehrfach preisgekröntes Meisterwerk und markiert die Spitze der Kompaktklasse.
