Ein zweites Leben: Gebrauchte Autos in Afrika
Jährlich landen hunderttausende alte Gebrauchtwagen aus Europa in Afrika. Die Praxis hat jedoch auch Schattenseiten.

Allein aus Deutschland werden pro Jahr rund 98'000 gebrauchte Fahrzeuge nach Afrika exportiert, wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. In afrikanische Märkte werden grundsätzlich vor allem ältere Fahrzeuge zwischen zwölf und zwanzig Jahren verschifft.
Dort werden sie oft noch viele Jahre genutzt, da Neuwagen für Teile der Bevölkerung in zahlreichen Entwicklungs- und Schwellenländern kaum erschwinglich sind. Besonders gefragt sind robuste Fahrzeuge, die den schlechten Strassenverhältnissen problemlos standhalten können.
Wichtige Zielmärkte und Marktstrukturen
Benin gilt als Schlüsselmarkt für den Gebrauchtwagenexport nach Afrika. Gerade der Hafen von Cotonou ist ein wichtiger Umschlagplatz. Von dort gelangen Europas Occasionsfahrzeuge in weitere Länder in der Region, die rund 130 Millionen Einwohner hat.
Andere wichtige Häfen sind etwa Lagos, Tema oder Mombasa. Der Export erfolgt meist über grosse europäische Häfen wie Hamburg, die Route dauern mehrere Wochen per Schiff.

So manches Auto, das in der Schweiz nicht mehr genutzt wird, findet in den Weiten Afrika ein zweites Leben.
Nachfrage, Fahrzeugzustand und Markt
In Afrika sind Vorschriften oft weniger streng als in Europa. Fahrzeuge ohne bestandene Motorfahrzeugkontrolle oder mit Schäden sind deshalb dort oft noch gefragt. Unfallwagen oder Fahrzeuge mit Motor- oder Getriebeschäden werden häufig repariert und weiterverkauft.
Autos ab 10-15 Jahren oder über 250'000 Kilometer sind typische Exportkandidaten. Dank des vielerorts trockenen Klimas sind Korrosionsprobleme an Fahrzeugen in Afrika weniger bedeutend.

Viele afrikanische Regionen, besonders ländliche, verfügen kaum über öffentlichen Nahverkehr. Das macht Autos unverzichtbar für Mobilität. Und günstige Gebrauchte aus Europa sorgen dafür, die Nachfrage zu sättigen.
Kritik und Umweltherausforderungen
Auch wenn es keineswegs zutrifft, dass «nur Schrott» nach Afrika exportiert wird, steht der Verkauf älterer Fahrzeuge nach Afrika unter Umweltaspekten in der Kritik. Denn: Gerade die aufgrund ihrer Zuverlässigkeit beliebten alten Dieselmodelle weisen hohe Schadstoffemissionen auf.
In afrikanischen Grossstädten tragen diese zur Luftverschmutzung bei und haben somit auch potenziell gesundheitliche Auswirkungen für die Bevölkerung. Durch den Export aus Europa werden hiesige Umweltprobleme letztlich nur ärmere Regionen verlagert und nicht gelöst.














