Zastava - der vergessene Autobauer Jugoslawiens

Daniel Huber
Daniel Huber

Am 28.12.2024 - 15:12

Vom Fićo zum Yugo: Zastava schrieb einst Automobilgeschichte in Jugoslawien. Lizenzbauten von Fiat-Modellen prägten die Strassen des Landes.

Zastava Yugo
Zastava Yugo Cabrio vor dem Berliner Reichstag. - Wikipedia

Zastava, einst ein Symbol für die jugoslawische Automobilindustrie, blickt auf eine lange und turbulente Vergangenheit zurück. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1853, allerdings nicht als Autobauer, sondern als Waffenfabrik.

Die Produktion von Automobilen begann erst 1953 – mit Lizenzbauten von Fiat-Modellen. Der Startschuss fiel mit dem Zastava 750, liebevoll «Fićo» genannt, einem Lizenzbau des Fiat 600.

Zastava 750
Zastava, einst Jugoslawiens grösster Autobauer, produzierte von 1953 bis 2008 Lizenzbauten von Fiat. - Alexander Migl (Wikipedia)

In den 70er-Jahren legte Zastava mit dem Zastava 101 nach, einem Lizenzbau des Fiat 128.

Der Yugo: Ein jugoslawischer Kleinwagen

In den 80er-Jahren wagte Zastava mit dem Yugo den Sprung auf den internationalen Markt – vor allem in den USA sollte der Kleinwagen Fuss fassen. Der Yugo, basierend auf dem Fiat 127, lockte mit einem unschlagbar günstigen Preis und wurde als Einstiegsmodell positioniert.

Yugo
Der Yugo scheiterte an Qualitätsproblemen und dem Fall des Eisernen Vorhangs. - Dennis G. Jarvis (Wikipedia)

Doch der Erfolg war nicht von Dauer. Qualitätsprobleme und der Fall des Eisernen Vorhangs liessen die Verkaufszahlen einbrechen.

Zastava versuchte gegenzusteuern und brachte in den 90er-Jahren den Florida auf den Markt, eine Limousine auf Basis des Yugo. Der Florida bot zwar mehr Platz und Komfort, konnte aber den Abwärtstrend nicht stoppen.

Krieg, Krise und Kooperation: Zastava im neuen Jahrtausend

Der Kosovokrieg und die NATO-Bombardierungen 1999 trafen Zastava schwer. Die Produktion kam zum Erliegen, das Unternehmen stand vor dem Aus.

Zasatava Florida
Mit dem Florida brachte Zastava in den 90er-Jahren eine Limousine auf Basis des Yugo auf den Markt. - Made in Yugoslavia (Wikipedia)

Im Jahr 2008 übernahm Fiat 67 Prozent des Werks in Kragujevac und gründete das Joint Venture Fiat Srbija. Die Produktion der Zastava-Modelle Skala, Yugo und Florida lief noch bis November 2008 weiter.

Danach konzentrierte sich das Werk auf die Produktion von Fiat-Modellen wie dem Punto.

Zastava heute: Zurück zu den Wurzeln

Heute produziert Zastava wieder hauptsächlich Waffen und gehört zu den grössten Waffenexporteuren Serbiens. Die Automobilproduktion ist Geschichte, doch die Erinnerung an die Zastava-Modelle lebt weiter.

Insbesondere der Fićo hat Kultstatus erlangt und symbolisiert eine Ära, in der Jugoslawien eine bedeutende Rolle in der europäischen Automobilindustrie spielte.

Obwohl die Marke Zastava vom Automarkt verschwunden ist, bleibt sie ein Stück Automobilgeschichte – und ein Stück Nostalgie für viele Menschen im ehemaligen Jugoslawien.

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