SAIC und Huawei: Ein Bündnis der Not und des Aufstiegs
Noch eine chinesische Automarke. SAIC und Huawei gehen ein Zweckbündnis ein, um ihre Marktmacht auszubauen und zu festigen. Der Shangjie H5 soll kommen.

Die chinesische Automobillandschaft erlebt derzeit einen tiefgreifenden Wandel. Im Zentrum dieser Entwicklung steht die überraschende strategische Allianz zwischen dem angeschlagenen Automobilriesen SAIC und dem Technologiegiganten Huawei.
Das Bündnis ist ein Versuch SAICs, seine einstige Vormachtstellung zurückzugewinnen und gleichzeitig Huaweis Ambitionen zu stärken, zum führenden Technologiezulieferer im Automobilbereich aufzusteigen.

SAIC kämpft mit einem dramatischen Abschwung. Im Jahr 2024 stürzte sein Absatzvolumen auf nur noch 4.013 Millionen Fahrzeuge ab, ein Rückgang gegenüber 5.46 Millionen im Jahr 2021. Parallel dazu brach der Nettogewinn um fast 90 % ein.
Ein Bündnis aus Not und Strategie
Das führte dazu, dass SAIC seine Spitzenposition an BYD verlor und auch die traditionell profitablen Joint Ventures mit Volkswagen und General Motors an Leistung einbüssten. Eigene E-Fahrzeug-Marken wie Rising Auto hatten ebenfalls Schwierigkeiten, nennenswerte Verkaufszahlen zu erzielen, was die Krise des Unternehmens verschärfte.

Die Partnerschaft mit Huawei ist besonders bemerkenswert, da sie eine deutliche Kehrtwende der bisherigen Unternehmensphilosophie darstellt. SAICs ehemaliger Vorsitzender Chen Hong hatte noch 2021 ein Auto mit einer All-in-One-Lösung von Huawei als einen «Körper ohne Seele» bezeichnet.

Die offizielle Bekanntgabe der Allianz im Februar 2025 unterstreicht die Dringlichkeit, mit der der neue Vorsitzende Jia Jianxu handelt. Er erklärte, SAIC müsse «lernen, auf den Knien zu überleben, bevor es wieder aufstehen kann».
Die Geburt von Shangjie: Ein strategischer Lückenschluss
Huawei, das selbst keine Autos herstellt, bringt sein Geschäftsmodell der «Smart Selection» ein, das eine tiefgreifende end-to-end-Partnerschaft mit Automobilherstellern beinhaltet. Dies steht im Gegensatz zum weniger intensiven «Huawei Inside»-Modell und schliesst Dienstleistungen von der Produktdefinition über das Design bis hin zu Marketing und Vertrieb ein.

Die Allianz ist bekannt als Harmony Intelligent Mobility Alliance (HIMA) und umfasst bereits vier weitere Marken, die jeweils ein eigenes Marktsegment bedienen. Dazu gehören AITO mit Seres, das sich auf Mid- bis High-End-SUVs konzentriert, sowie Luxeed, Stelato und Maextro.

Shangjie, die fünfte Marke in der HIMA, soll die wichtigste Lücke in Huaweis Ökosystem schliessen: eine Marke für Massenproduktion und hohes Volumen. Die Marke soll mit einem Mix aus Wert und Technologie eine jüngere Zielgruppe ansprechen.
Synergie: Technologie trifft auf industrielle Stärke
Die Partnerschaft ist eine symbiotische Co-Abhängigkeit. SAIC konnte trotz seiner immensen Fertigungskapazitäten kein «herausragendes Produkt» im E-Fahrzeug-Bereich entwickeln. Ihm fehlte die technologische Stärke und die Markenattraktivität.

Huawei hingegen besitzt die Technologie und die Markenkraft, aber nicht die Massenmarkt-Produktionskapazität. SAIC braucht Huawei, um seine Marktführerschaft zurückzugewinnen, und Huawei braucht SAIC, um das notwendige Volumen zu erreichen, das sein kapitalintensives F&E-Geschäftsmodell rentabel macht.
Der Shangjie H5, der sowohl als reines Elektrofahrzeug als auch als E-Fahrzeug mit verlängerter Reichweite erhältlich sein wird, ist das erste Produkt dieser Allianz.