Fahrzeugtechnologie: Stimmung erkennen und das Fahrerlebnis anpassen
Müde? Gestresst? Dein Auto kennt die Lösung. Und sorgt für die perfekte Fahrt. Entdecke die Revolution des personalisierten Fahrerlebnisses.

Der globale Markt für Emotionserkennungstechnologie wächst rasant und Prognosen deuten auf eine signifikante Expansion in den kommenden Jahren hin. Diese Technologie eröffnet neue Möglichkeiten in der Automobilindustrie und hat das Potenzial, das Fahrerlebnis grundlegend zu verändern.
Doch wie lernen Fahrzeuge, unsere Stimmung zu erkennen, und wie können sie diese Informationen nutzen, um das Fahrerlebnis anzupassen? Dieser Artikel beleuchtet die Technologien, Anwendungsbeispiele, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Emotionserkennung im Auto.

Zunächst ist es wichtig, den Begriff «Emotion» klar zu definieren. Emotionen sind komplexe psychophysiologische Reaktionen, die durch äussere oder innere Reize ausgelöst werden. Sie umfassen subjektive Empfindungen, physiologische Veränderungen und Verhaltensweisen.
Gesichtserkennung und -analyse
Die Emotionserkennung im Auto basiert auf Technologien, die menschliche Emotionen anhand von visuellen, auditiven und physiologischen Daten erfassen und interpretieren. Zu den wichtigsten Technologien gehören:
Kameras im Fahrzeuginnenraum erfassen die Mimik des Fahrers. KI-Algorithmen analysieren die Gesichtsausdrücke und leiten daraus Emotionen wie Freude, Ärger oder Müdigkeit ab.

Das Facial Action Coding System (FACS) ermöglicht eine detaillierte Analyse der Gesichtsmuskelaktivität und kann so selbst subtile emotionale Ausdrücke, sogenannte «Mikroausdrücke», erkennen. Diese Mikroausdrücke sind kurze, unwillkürliche Gesichtsbewegungen, die die wahren Emotionen einer Person offenbaren können.
Sprachanalyse
Die Analyse von Sprache und Stimme des Fahrers liefert weitere Hinweise auf seine emotionale Verfassung. Sprachbasierte Systeme erkennen Emotionen anhand von Parametern wie Tonhöhe, Sprechgeschwindigkeit und Stimmlage.
Zusätzlich können sie auch den Inhalt der Sprache analysieren, um beispielsweise Frustration oder Stress zu erkennen.
Physiologische Messungen
Sensoren im Fahrzeug oder in Wearables erfassen physiologische Daten wie Herzfrequenz, Hautleitfähigkeit und Atmung. Diese Daten liefern Informationen über den Erregungszustand des Fahrers und können beispielsweise Müdigkeit oder Stress anzeigen.

Studien haben gezeigt, dass die Pupillengrösse beispielsweise ein zuverlässiger Indikator für die kognitive Belastung ist. Das Fahrverhalten, wie Lenkbewegungen, Geschwindigkeit und Bremsverhalten, kann ebenfalls Aufschluss über den emotionalen Zustand des Fahrers geben.
So kann beispielsweise aggressives Fahrverhalten auf Ärger oder Stress hindeuten.
Anwendungspotenziale: Stimmung anpassen
Stellen Sie sich vor, Sie fahren im Berufsverkehr nach Hause. Der Tag war stressig und Sie fühlen sich angespannt.
Ihr Fahrzeug erkennt Ihren emotionalen Zustand und dimmt automatisch die Innenbeleuchtung, während gleichzeitig entspannende Musik aus den Lautsprechern ertönt. Durch die Anpassung der Innenraumbeleuchtung und der Musik an die Stimmung des Fahrers kann das Fahrzeug eine beruhigende und angenehme Atmosphäre schaffen.
Anwendungspotenziale: Müdigkeit oder Ablenkung erkennen
Emotionserkennungssysteme können Müdigkeit oder Ablenkung des Fahrers frühzeitig erkennen und entsprechende Massnahmen einleiten. Warnsignale, Vibrationsalarme oder sogar die automatische Notbremsung können Unfälle verhindern.

Anwendungspotenziale: Sicherheit und Komforts verbessern
Emotionserkennung kann dazu beitragen, die Sicherheit und den Komfort im Fahrzeug zu verbessern. So kann beispielsweise das Fahrzeug bei Angst des Fahrers den Sicherheitsabstand zu anderen Fahrzeugen erhöhen oder bei Stress den Fahrersitz massieren.
Darüber hinaus hat die Emotionserkennung das Potenzial, das Fahrerlebnis in Zukunft noch weiter zu verbessern. So könnten beispielsweise Fahrzeuge in der Lage sein, die Stimmung des Fahrers zu antizipieren und proaktiv auf seine Bedürfnisse zu reagieren.
Emotionale KI könnte auch in Fahrausbildungsprogrammen eingesetzt werden, um personalisiertes Feedback zu geben und die Lernergebnisse zu verbessern.
Herausforderungen und ethische Aspekte
Datenschutz und Datensicherheit: Die Erfassung und Verarbeitung von emotionsbezogenen Daten wirft Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit auf. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Daten nur für den vorgesehenen Zweck verwendet und vor unbefugtem Zugriff geschützt werden.
Die Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Emotionserkennung: Das ist eine weitere Herausforderung. Die Systeme müssen in der Lage sein, Emotionen in verschiedenen Situationen und bei unterschiedlichen Personen zuverlässig zu erkennen.
Eine zusätzliche Herausforderung besteht darin, die kulturellen Unterschiede in der Mimik und im emotionalen Ausdruck zu berücksichtigen. KI-Algorithmen, die auf Daten aus einer bestimmten Kultur trainiert wurden, könnten bei der Analyse von Emotionen in anderen Kulturen ungenau sein.