Warnleuchten an? Oft ist nur ein Sensor schuld

Maia Schmied
Maia Schmied

Ein winziges Bauteil entscheidet über Ihre Sicherheit auf der Strasse. Wenn es ausfällt, spielen die Assistenzsysteme verrückt.

Drehzahlsensor Bosch
Drehzahlsensoren: Der heimliche Held Ihrer Sicherheit. (Symbolbild) - Bosch (Screenshot)

Plötzlich leuchten drei Warnlampen gleichzeitig im Cockpit auf. Der Puls steigt sofort. Viele Autofahrer vermuten in diesem Moment einen teuren Motorschaden oder ein defektes Steuergerät.

Doch oft liegt die Ursache an einer ganz anderen, unscheinbaren Stelle direkt hinter der Felge. Dort verrichtet ein kleiner magnetischer Wächter unermüdlich seine Arbeit bei jedem Wetter.

Ohne seine präzisen Daten sind moderne Fahrzeuge praktisch blind und hilflos. Es handelt sich um den Raddrehzahlsensor, den heimlichen Dirigenten der automobilen Sicherheit.

Die Technik hinter der Radnabe

Der Sensor sitzt ungeschützt an der Radnabe und misst permanent die Umdrehungen jedes Rades. Meistens kommen heute sogenannte aktive Hall-Geber zum Einsatz, die sehr präzise arbeiten.

Sie erfassen Impulse von einem Magnetring oder Zahnkranz, der sich mit der Achse dreht. Diese Informationen sendet das Bauteil in Echtzeit an das zentrale Steuergerät des Wagens.

Daraus berechnet die Elektronik blitzschnell die exakte Geschwindigkeit für jedes einzelne der vier Räder. Stimmen die Werte nicht überein, greifen die Systeme sofort regulierend ein.

Das Nervensystem der Sicherheit

Das Antiblockiersystem (ABS) ist ohne diese Daten völlig handlungsunfähig und schaltet sich ab. Meldet der Sensor einen Stillstand an einem Rad, öffnet das ABS normalerweise kurz die Bremse.

Auch das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) vergleicht permanent den Lenkwinkel mit der tatsächlichen Raddrehzahl. Rutscht das Fahrzeug in einer Kurve, bremst das System gezielt einzelne Räder ab.

Fällt der Sensor jedoch aus, schalten sich diese lebenswichtigen Schutzengel zur Sicherheit komplett ab. Das Auto fährt zwar noch, aber ohne jegliche elektronische Unterstützung in Gefahrensituationen.

Versteckte Talente im Tunnel

Clever ist auch der Einsatz bei der Reifendruckkontrolle, besonders bei Modellen des VW-Konzerns. Ein platter Reifen hat einen geringeren Umfang und dreht sich folglich schneller als die vollen Pneus.

Der Sensor erkennt diese Abweichung sofort und warnt den Fahrer vor dem Druckverlust. Selbst das Navigationssystem profitiert von den kleinen Helfern, beispielsweise im Gotthard-Tunnel ohne GPS-Empfang.

Wenn das Satellitensignal abbricht, berechnet das Navi die zurückgelegte Strecke einfach anhand der Raddrehzahl weiter. So wissen Sie auch tief im Berg immer genau, wo Sie sind.

Kleine Ursache, grosse Wirkung

Leider ist die Position direkt am Rad extremen Belastungen durch Schmutz und Hitze ausgesetzt. Streusalz im Winter und heisser Bremsstaub setzen den empfindlichen Bauteilen über die Jahre stark zu.

Korrodierte Kontakte oder Kabelbrüche sind daher die häufigsten Ursachen für den Ausfall der Assistenzsysteme. Die gute Nachricht für Fahrzeughalter: Die Kosten für das Ersatzteil sind überschaubar.

Ein neuer Markensensor kostet im freien Handel oft nur zwischen 50 und 100 Franken. Der Einbau ist meist schnell erledigt und schont somit das Portemonnaie.

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