Echos der Vergangenheit: vergessene Moden & Designs
Von klobigen Stossstangen über kühne Heckflossen bis hin zu verspielten Klappscheinwerfern – der Automobilbau war und ist Spielplatz kühner Ideen.

Die Geschichte des Automobildesigns ist ein reiches Archiv an Stilrichtungen, Innovationen und kurzlebigen Moden. Viele Elemente, die einst das Strassenbild prägten, sind heute verschwunden oder leben nur noch in Nischen oder als Zitate weiter.
Diese Sektion beleuchtet prägende Designphasen und analysiert das Verschwinden einiger ikonischer Trends.
Frühe Phasen & Aeroform (ca. 1930er – 1940er)
In den 1930er Jahren begann sich das Automobildesign von den kutschenartigen Vorläufern zu emanzipieren. Die Stromlinienform, massgeblich beeinflusst durch die Aerodynamikforschung (z.B. von Paul Jaray), führte zu fliessenderen, organischen Formen mit integrierten Kotflügeln und abfallendem Heck («Buckelform»).

Fahrzeuge wie der Chrysler Airflow oder bestimmte Alfa Romeo Modelle waren Pioniere dieser «Aeroform». Einflüsse des Art déco waren ebenfalls sichtbar.
Muschelform & Ponton (ca. 1940er – 1950er)
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Pontonform durch. Charakteristisch waren glatte Fahrzeugseiten ohne separat aufgesetzte Kotflügel, was eine optische Einheit von Karosseriekörper und Unterbau schuf.

Diese «Muschelform» wirkte flacher, fliessender und horizontaler. Das Drei-Box-Design (klar getrennte Einheiten für Motor, Passagiere und Gepäck) etablierte sich als Standard für Limousinen.

In den USA wurde diese Ära zudem durch üppigen Chromschmuck und die berühmten Heckflossen (Tailfins) geprägt, die als modisches Zitat der Luft- und Raumfahrt den technologischen Optimismus der Zeit widerspiegelten.
Dominanz der Linie & Kante (ca. 1960er – 1970er)
Ende der 1950er Jahre vollzog sich ein Wandel hin zu sachlicheren, klareren Linien. Die weichen Rundungen wichen Ecken, Kanten und definierten Linien, wie bei der Trapez-Linie.

Kompakte Modelle wie der Chevrolet Corvair zeigten eine klare, horizontale Linienführung. Karosserieformen wie das Fliessheck («Fastback») und das Steilheck («Hatchback») gewannen an Bedeutung.

Ein Meilenstein war der VW Golf von 1974: Mit Frontantrieb, Quermotor und einer funktionalen, kantigen Schrägheck-Kastenform brach er radikal mit der Käfer-Tradition und definierte eine neue Fahrzeugklasse.

Bei Sportwagen kam der «Coke Bottle Shape» mit einem charakteristischen Hüftschwung in Mode, während Pony Cars wie der Ford Mustang eine neue, jugendliche Dynamik verkörperten.
Box-Design & Keilform (ca. 1970er – 1980er)
Die 1970er Jahre brachten oft rationale, geometrisch geordnete Formen hervor, das sogenannte Box-Design. Fahrzeuge wie der erste Fiat Panda zeigten eine Ästhetik der Rationalität, fast wie ein Haushaltsgerät.
Parallel dazu entwickelte sich, insbesondere bei Sportwagen und oft unter dem Einfluss italienischer Designer wie Marcello Gandini, die dynamische Keilform mit flacher Front und ansteigender Gürtellinie.
Beispiele sind der Lancia Stratos oder der Alfa Romeo Carabo. Der Fokus auf Aerodynamik zur Reduzierung des Luftwiderstands (Cw-Wert) gewann weiter an Bedeutung, auch bei Serienlimousinen wie dem Audi 100 von 1982.
Verschwundene Ikonen
Das Verschwinden bestimmter Designmerkmale ist selten auf eine einzige Ursache zurückzuführen. Meist handelt es sich um ein Zusammenspiel aus technologischem Wandel, neuen Vorschriften, Kostenaspekten und einem sich ändernden Zeitgeist und Geschmacksempfinden.

Klappscheinwerfer ermöglichten eine sehr flache, aerodynamische Frontpartie bei Sportwagen, solange die Scheinwerfer eingefahren waren.
Beispiele reichen vom Lamborghini Miura über den Porsche 928, den Mazda Miata NA bis zur Corvette C5 und dem Lotus Esprit, die zu den letzten Serienmodellen mit diesem Feature gehörten (Produktionsende ca. 2004).
Holzimitat-Verkleidungen (»Woodies«)
Ursprünglich bei amerikanischen Kombis (»Station Wagons«) als strukturelles Element aus echtem Holz eingesetzt, wurden später oft Folien oder Kunststoffapplikationen verwendet, um diesen Look zu imitieren.

Dieser Trend hielt sich bis in die 1980er/90er Jahre. Das Verschwinden ist hauptsächlich auf einen Wandel im Geschmack zurückzuführen, das Imitat wurde zunehmend als künstlich oder kitschig empfunden.
Die Haltbarkeit der Folien war oft begrenzt.
Opera Windows
Diese kleinen, oft vertikalen Zusatzfenster in der C-Säule waren vor allem bei amerikanischen Luxusfahrzeugen der 1970er und frühen 1980er Jahre beliebt.

Sie sollten Exklusivität und eine coupéhafte Anmutung suggerieren, boten jedoch kaum praktischen Nutzen (eingeschränkte Sicht) und wirkten später oft altmodisch und überladen.