Volksautos: Wegbereiter der Massenmobilität in Europa
Bevor Luxus kam: VW, Opel, Mercedes und Fiat schufen nach 1945 das Fundament des Wirtschaftswachstums, mit robusten und erschwinglichen Massenfahrzeugen.

Die Ära der Massenmotorisierung im 20. Jahrhundert wurde nicht durch luxuriöse Einzelstücke, sondern durch erschwingliche und zuverlässige Fahrzeuge für die breite Bevölkerung eingeläutet. Die ersten Grossserienmodelle europäischer Hersteller legten den technischen und wirtschaftlichen Grundstein für die moderne Automobilindustrie, indem sie Mobilität für die Allgemeinheit zugänglich machten.
Diese Fahrzeuge sicherten oft das wirtschaftliche Überleben ihrer Produzenten in turbulenten Zeiten und definierten das Konzept des persönlichen Transports fundamental neu. Die deutsche Industrie, angeführt von Volkswagen und Opel, spielte eine zentrale Rolle bei der Etablierung des sogenannten «Volksautos».

Der 1938 konzipierte VW Käfer (Typ 1) entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zum unangefochtenen Symbol des deutschen Wirtschaftswunders. Seine Langlebigkeit, der luftgekühlte Vierzylinder-Boxermotor und die simple Wartung machten ihn zum weltweit meistverkauften Automobil seiner Ära.
Technische Revolution und Neustart nach dem Krieg
Parallel dazu setzte Opel bereits vor dem Krieg mit dem Opel P4 (1935–1937) auf ein ähnliches, preisorientiertes Konzept, das darauf abzielte, die Fliessbandproduktion für Massenmärkte zu perfektionieren. Mercedes-Benz wählte mit dem robusteren 170 V (W 136) einen anderen, aber ebenso entscheidenden Weg.

Das Modell wurde direkt nach 1945 zum existenziellen Überlebensanker des Unternehmens, lange bevor wieder Luxuslimousinen produziert werden konnten. Während Deutschland auf Robustheit und Wiederaufbau setzte, forcierte Italien die Motorisierung durch extrem kompakte Lösungen wie den Fiat 500 Topolino.

Der 1936 eingeführte Topolino («Mäuschen») bestach durch seine kompakten Masse und einen anspruchslosen 0.5-Liter-Motor. Das machte ihr zum erschwinglichsten Fahrzeug für viele italienische Familien, und somit zu einem nationalen Symbol.
Monocoque-Chassis
Lancia hingegen definierte bereits 1922 mit dem Lancia Lambda den Begriff Grossserie aus technischer Sicht neu: Der Lambda war das erste Serienfahrzeug mit einer selbsttragenden Karosserie (Monocoque-Chassis).

Dieser revolutionäre Schritt, der die Steifigkeit und das Fahrverhalten grundlegend verbesserte, ist auch heute noch der Standard im Automobilbau. Die Marke Audi, die in den 1960er Jahren unter dem Dach von Volkswagen wiederbelebt wurde, startete ihre moderne Ära mit dem Audi 60 (Teil der F103-Reihe).

Dieses Modell nutzte den innovativen «Mitteldruckmotor» und sollte die Marke im anspruchsvollen Premium-Segment etablierten. Dort ist der Hersteller auch Jahrzehnte später noch zu Hause.