Düstere Zeiten: Ford vor Rückzug aus Deutschland und Europa?
Nervosität in Köln: Zuerst wurde ein drastischer Stellenabbau angekündigt, jetzt folgt fast der gesamte Vorstand – ist das der Anfang vom Ende?
In Köln ist förmlich eine «Erschütterung der Macht» zu spüren: Bereits am Dienstag gab das Unternehmen einen massiven Stellenabbau bekannt. Wie die «BILD» berichtet, wird jetzt überall im Unternehmen der Rotstift dort angesetzt, wo nicht direkt die Automobilproduktion betroffen ist.
Das bedeutet eine drastische Fortsetzung des bereits 2023 begonnen Sparkurses – damals fielen europaweit 3800 Stellen weg, hauptsächlich in Deutschland.
Auch die Führungsmannschaft muss im grossen Stil gehen
Dieser Stellenexodus macht auch nicht vor der Führungsriege halt. In einer Pressemitteilung hiess es, dass Ford im Rahmen einer «Transformation des Europa-Geschäfts» Strukturen vereinfachen und die Geschäftsführung in Europa verkleinern wolle.
Das Ganze mit Wirkung ab dem 1. Juli 2024. Damit sollen im Wesentlichen nur noch vier Vorstandsmitglieder übrig bleiben.
Deutschland-Chef Martin Sander hatte seinen Hut bereits Mitte Juni genommen, wechselt in den VW-Vorstand. Wie Ford gegenüber «BILD» bestätigt, soll es aber keinen direkten Nachfolger geben, Vertriebs-Chef Christian Weingärtner wird weiterhin für das Schweiz-, Österreich- und Deutschland-Geschäft verantwortlich sein.
Auto-Experten befürchten «Ausbluten des Unternehmens» in Europa
Auto-Experten sehen die Entwicklung mit grosser Sorge. So äusserte sich der «Auto-Papst» Ferdinand Dudenhöffer gegenüber «BILD» mit den drastischen Worten, dass dies möglicherweise der Anfang vom Ende des Unternehmens in Deutschland und Europa sei.
Damit könnte Ford in Europa das gleiche Schicksal drohen, wie Opel, so Dudenhöffer. Nach einer Reihe von Jobkürzungen und Fabrikschliessungen ist Opel inzwischen kompletter Bestandteil des Stellantis-Konzerns.
Für die Europatochter von Ford keine guten Aussichten.
Weniger Unabhängigkeit von den USA
Die jetzigen Entscheidungen bedeuten im Prinzip eine zunehmende Entmachtung der europäischen Tochter. Detroit zieht immer mehr «Macht» an sich und greift immer gezielter in das europäische Management ein.
Vor allem sieht Dudenhöffer Ford mit seinem Kerngeschäft von Klein- und Kompaktwagen in Europa schlecht aufgestellt, die in den USA keiner kaufen wolle. Man sei hier nur noch mit Transportern erfolgreich: «Ford bräuchte einen starken Partner für sein Europa-Geschäft – wie etwa Renault.», so Dudenhöffer gegenüber «BILD».
In Köln sorgt das aber, jedenfalls offiziell, für keine grossen Bauchschmerzen. Man habe weiterhin eine starke Produktionsbasis in Europa und spiele weiterhin hier eine entscheidende Rolle, so ein Ford-Sprecher.