Hinter den Kulissen der Formel-1, Teil III: schwerste Unfälle

Alexander Scherer
Alexander Scherer

Am 30.08.2024 - 15:41

Macht, Millionen und schnelle Autos – das ist die Formel-1. Dafür haben Fahrer sogar mit ihrem Leben bezahlt. Eine Bestandsaufnahme der schlimmsten Unfälle.

Gedenktafel an Sennas Grab mit Inschrift
Eine Gedenktafel an Sennas Grab, die mit folgender Inschrift an ihn erinnert: «Nichts kann mich von der Liebe Gottes trennen.» - Wikipedia

So spannend die Formel-1 ist, so gefährlich ist sie auch. Zwar sind heutzutage tödliche Unfälle selten geworden, hat doch die Fahrzeugsicherheit seit den zarten Anfängen dieser Rennsportklasse enorme Fortschritte gemacht.

Trotzdem ist Fakt: Fahren in der Formel-1 bleibt ein Risiko. Wer das Zeug zum Rennfahrer hat, muss bereit sein, Risiken einzugehen und sich und sein Fahrzeug an Grenzen heranführen.

Und dieser Mut zum Risiko kann tödlich enden, wie die Geschichte dieses Rennsports an zahlreichen, traurigen Beispielen zeigt. Grund genug, deshalb einigen der dramatischsten Schicksale zu gedenken.

Schwere Unfälle schon in den Anfängen der Formel-1

Sicherheitstechnisch sind die ersten Gehversuche der Formel-1 noch ein völliger Alptraum. Noch weit entfernt von den Standards heutiger Tage, kam das Fahren eines Rennboliden einem Himmelfahrtskommando gleich und es ereigneten sich besonders schwere Unfälle, oft mit Todesfolge.

Der erste tödliche Unfall ereilte den argentinischen Rennfahrer Onofre Marimón schon in der ersten Saison der frisch gegründeten Formel-1-Serie. Ein blockiertes Vorderrad katapultierte ihn und seinen Maserati von der Strecke. Für Marimón kam jede Hilfe zu spät.

Die düstere Unfall-Serie von Belgien

Zweifellos einer der traurigsten Episoden in der Geschichte dieser Rennsportklasse: Das düstere Unfallwochenende von Belgien. 1960 kamen gleich zwei Rennfahrer beim Grossen Preis in Spa-Francorchamps ums Leben, zwei andere wurden schwer verletzt.

Der Brite Stirling Moss erlitt schon im Training einen schweren Unfall, musste daraufhin mehrere Monate pausieren. Der Landsmann Michael Taylor erlitt ebenfalls schwere Verletzungen, nachdem seine Lenkung versagt hatte.

Britischer Rennfahrer Chris Bristow
Der britische Rennfahrer Chris Bristow - beim Grossen Preis von Belgien erleidet er einen tödlichen Aufprall unter einer Streckenbegrenzung. - Wikipedia

Für die britischen Rennkollegen Chris Bristow und Alan Stacey ging der Grosse Preis von Belgien dagegen tödlich aus: Staceys Lotus-Climax kam von der Strecke ab, nachdem ein Vogel Bekanntschaft mit Staceys Helm gemacht hatte. Bristow erlitt einen tödlichen Aufprall.

Jochen Rindts tödlicher Unfall in Monza

Der 5. September 1970 stand unter keinem guten Stern: Der österreichische Rennfahrer Jochen Rindt sollte diesen Tag des Grand-Prix Rennwochenendes in Monza nicht überleben.

Sein Fahrzeug: Ein Lotus-Ford, Typ 72. Rindt verliert die Kontrolle über seinen Formel-1 Boliden, prallt in die Leitplanke – vermutlich verursacht durch eine gebrochene Bremswelle. Der Österreicher zieht sich tödliche Verletzungen am Oberkörper zu.

Lotus 72 in Gold-Leaf-Lackierung
Der Lotus 72 in der Gold-Leaf-Lackierung: Mit ihm verunglückte Rennfahrer-Legende Jochen Rindt 1970 beim Abschlusstraining zum Grossen Preis von Italien in Monza. - Wikipedia

Rindt, der die Wertung in der Weltmeisterschaft bereits anführte, wurde trotz seines tödlichen Unfalles Weltmeister. Keiner der anderen Fahrer vermochte ihn noch einzuholen.

Niki Laudas Ringen mit dem Tod

Eine der dramatischsten und spektakulärsten Unfälle in der Historie der Formel-1 sollte sich 1976 ereignen. Lauda, der in der Fahrerwertung bereits vorne lag, verlor nach einer Aufholjagd in der Linksknick-Kurve die Kontrolle über seinen Ferrari.

Lauda-Unfall auf dem Nürburgring beim Grossen Preis von Deutschland, 1976
Der Crash auf dem Nürburgring 1976 sollte als einer der schwersten Unfälle in die Geschichte der Formel-1 eingehen: Nur knapp entrann Lauda dem Tod. - Wikipedia

An Bord: Rund 200 Liter Benzin, frisch getankt nach einem frühen Boxenstopp wegen des Wechsels von Regenreifen auf Slicks. Der Aufprall riss den Benzintank seines Ferraris auf, das Benzin sollte sich sofort entzünden.

Lauda erlitt schwere Verbrennungen und Verätzungen in der Lunge: Man gab ihm schon die letzte Salbung im Krankenhaus, nachdem er ins Koma gefallen war. Doch Lauda kämpfte sich nach nur 42 Tagen wieder zurück ins Cockpit und beendete die WM-Saison auf dem zweiten Platz nach dem Briten Hunt, der den Titel gewann.

Das schwarze Wochenende von Imola

Als ein wahrhaft schwarzes Renn-Wochenende in der Geschichte der Formel-1 gilt der Grosse Preis von Imola. Es ist das Wochenende, an dem Rennfahrer-Legende Ayrton Senna mit seinem Williams FW16 in der berüchtigten Tamburello-Kurve tödlich verunglückte.

Ayrton Sennas historischer 1994'er Williams FW 16, Historischer Renntag in Imola 2019
Im Bild: Der historische 1994'er Williams FW 16 von Ayrton Senna, in dem dieser tödlich verunglückte. - Depositphotos

Zuvor war sein österreichischer Rennfahrerkollege Roland Ratzenberger während des Qualifyings ums Leben gekommen. Mit 300 Stundenkilometer raste er und sein Simtek-Ford in die Streckenbegrenzung, nachdem ein Teil des Frontflügels gebrochen war – Ratzenberger starb noch am Unfallort.

Für Senna war das Ratzenbergers Tod ein grosser Schock: Wiederholt hatte er sich mit seinen Fahrerkollegen für mehr Sicherheit eingesetzt. Erst nach seinem Tod wurde reagiert und die gefährliche Kurve entschärft.

Bianchis tödlicher Unfall in Japan

Seitdem hatte die Fahrersicherheit enorme Fortschritte gemacht. Dass aber es auch bei den modernsten Fahrzeugen keine absolute Sicherheit geben kann, beweist das tödliche Unglück des französischen Fahrers Jules Bianchi im Oktober 2014.

Jules Bianchi in seinem Marussia Ferrari, Bild vom Grossen Preis von Singapur 2014
Jules Bianchi in seinem Marussia-Ferrari: Beim Grossen Preis von Japan (Suzuka) 2014 zog er sich durch einen Aufprallunfall schwere Kopfverletzungen zu, denen er 9 Monate später erlag. - Wikipedia

Während des Grossen Preises von Japan in Suzuka prallte Bianchi in das Heck des Bergungsfahrzeuges, nachdem zuvor der Deutsch-Uruguayer Adrian Sutil mit seinem Sauber aufgrund von Regen von der Strecke abgekommen war.

Die schweren Kopfverletzungen führten zu einem neunmonatigen Koma, aus dem er nicht mehr erwachen solle. Am 17. Juli starb Bianchi schliesslich.

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