Legenden: Unvergessliche Rennwagen
Der Motorsport lebt von mehr als nur Rundenzeiten und Siegerlisten. Es sind die Maschinen selbst, die zu Legenden werden.

Es sind Rennwagen, die durch revolutionäre Technik, dominante Erfolge, dramatische Geschichten oder ikonisches Design einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen haben. Sie sind Zeugen menschlichen Ehrgeizes, ingenieurtechnischer Brillanz und oft auch von Tragödien und erbitterten Rivalitäten.
Silberpfeile: Mercedes-Benz W 196 (Formel 1, 1954-1955)
Die Entstehung und Entwicklung des Mercedes-Benz W 196 Formel-1-Rennwagens ist legendär: Nach einer erzwungenen Pause kehrte Mercedes-Benz 1954 mit dem Ziel zurück, an die Vorkriegserfolge anzuknüpfen. Die Entwicklung des technologisch wegweisenden W 196 unter der Leitung von Fritz Nallinger, Hans Scherenberg und Rudolf Uhlenhaut begann 1953.

Der W 196 zeichnete sich durch einen 2,5-Liter-Reihenachtzylinder-Motor mit revolutionärer Benzindirekteinspritzung und Desmodromik aus. Das Fahrgestell bestand aus einem Gitterrohrrahmen mit Doppelquerlenkern vorne und einer Eingelenk-Pendelachse hinten. Eine Besonderheit war die variable Karosserie: eine aerodynamische Stromlinienversion für schnelle Strecken und eine traditionelle Monoposto-Version für kurvenreiche Kurse.
Das Renndebüt 1954 in Reims war mit einem Doppelsieg von Juan Manuel Fangio und Karl Kling ein Paukenschlag. In den Saisons 1954 und 1955 dominierte der W 196 die Formel 1, wobei Fangio zwei Weltmeistertitel gewann und Stirling Moss Vizeweltmeister wurde.
Amerikanischer Herausforderer: Ford GT40 (Le Mans, 1964-1969)
Die Geschichte des Ford GT40 ist eng mit der Rivalität zwischen Ford und Ferrari in den 1960er Jahren verbunden. Nachdem Enzo Ferrari einen Übernahmeversuch von Ford im Jahr 1963 scheitern liess, schwor Henry Ford II Rache und wollte Ferrari beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans besiegen.
Die Entwicklung des GT40 war eine transatlantische Kooperation, die britisches Chassis-Know-how (Lola Mk6) mit amerikanischer Motorenkraft (Ford V8) vereinte. Frühe Modelle (Mk I) hatten mit Zuverlässigkeitsproblemen zu kämpfen.

Nach Rückschlägen wurde Carroll Shelby mit der Weiterentwicklung beauftragt, was zur Entwicklung des leistungsstärkeren GT40 Mk II mit 7,0-Liter-V8 führte. Spätere Varianten waren der strassentaugliche Mk III und der komplett neu entwickelte Mk IV mit Aluminium-Monocoque.
Von 1966 bis 1969 feierte der Ford GT40 eine beeindruckende Le Mans-Erfolgsstory und gewann das Rennen viermal in Folge. Der Dreifachsieg 1966 war von einer Kontroverse um das «Formation Finish» überschattet, das Ken Miles den Sieg kostete. Tragischerweise verunglückte Miles kurz darauf tödlich.
Biest aus Zuffenhausen: Porsche 917 (Le Mans & Can-Am, 1969-1973)
Der Porsche 917, ein von Ferdinand Piëch initiiertes und von Hans Mezger technisch meisterhaft entwickeltes Rennwagenprojekt, entstand Ende der 1960er Jahre mit dem ambitionierten Ziel, den ersten Le Mans-Gesamtsieg für Porsche zu erringen. Eine Reglementänderung der FIA ermöglichte den Einsatz grossvolumiger Motoren in der Sportwagen-Klasse, was Piëch zur Entwicklung des 5-Liter-917 in nur zehn Monaten veranlasste.

Anfängliche aerodynamische Probleme machten den Wagen schwer beherrschbar, doch die Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Team John Wyer Automotive führte zur Entwicklung der stabileren Kurzheck-Version (917K). 1970 gelang mit dem 917K der erste Gesamtsieg in Le Mans, gefolgt von einem weiteren Doppelsieg 1971.
Nachdem das Reglement die 5-Liter-Motoren in der Sportwagen-WM verbot, fand der 917 in der nordamerikanischen Can-Am-Serie ein neues Betätigungsfeld. Dort dominierte zunächst der turbogeladene 917/10 TC. 1973 folgte der noch leistungsstärkere 917/30 mit bis zu 1580 PS im Qualifying, der die Can-Am-Serie dominierte und zu deren Niedergang beitrug.