PKW-Maut in Europa: Ein Fahrplan in die Zukunft
Die Pkw-Maut in Europa: Ein Flickenteppich aus Vignetten, streckenabhängigen Gebühren und City-Maut sorgt für Verwirrung und hohe Kosten.
Mautgebühren sind ein integraler Bestandteil des europäischen Strassenverkehrs. Sie dienen nicht nur der Finanzierung von Strassenbau und -erhalt, sondern auch der Steuerung des Verkehrsaufkommens und der Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel.
Bereits im Mittelalter wurden Mautgebühren erhoben, um den Bau und die Instandhaltung von Strassen und Brücken zu finanzieren. Mit der zunehmenden Motorisierung im 20. Jahrhundert wurden Mautsysteme modernisiert und ausgeweitet.
Heute gibt es in Europa eine Vielzahl unterschiedlicher Mautsysteme, die sich von Land zu Land unterscheiden können. Während einige Länder auf Vignetten setzen, nutzen andere streckenbezogene Maut-Gebühren oder elektronische Systeme ohne Mautstationen.
1. Vignettensysteme
Länder: Österreich, Schweiz, Bulgarien, Rumänien, Slowenien, Slowakei, Tschechien, Ungarn.
Funktionsweise: Eine Vignette ist eine zeitgebundene Gebühr, die für die Nutzung von Autobahnen und Schnellstrassen erworben wird. Sie wird in der Regel an der Windschutzscheibe angebracht und ist für einen bestimmten Zeitraum gültig (z. B. 10 Tage, 2 Monate oder 1 Jahr).
2. Streckenbezogene Maut (elektronisch oder manuell)
Länder: Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Kroatien, Polen, Griechenland, Irland (einige Strecken).
Funktionsweise: Die Maut wird basierend auf der gefahrenen Strecke berechnet. An Mautstationen kann bar, mit Kreditkarte oder über elektronische Mautsysteme (z. B. Telepass in Italien oder VIA-T in Spanien) bezahlt werden.
In Frankreich und Italien gibt es neben den traditionellen Mautstationen auch die Möglichkeit, die Maut über eine App zu bezahlen. Oder man kann ein elektronisches Gerät verwenden, das an der Windschutzscheibe angebracht wird.
3. Elektronische Mautsysteme (ohne Mautstationen)
Länder: Deutschland (Lkw-Maut), Belgien (Lkw-Maut), Schweden (City-Maut in Stockholm und Göteborg),Norwegen (viele Strassen und Fähren), Ungarn (E-Vignette für alle Fahrzeuge).
Funktionsweise: Fahrzeuge werden elektronisch erfasst (z. B. über Kameras oder GPS) und die Maut wird automatisch abgebucht. In Deutschland und Belgien ist für Lkw's eine On-Board-Unit (OBU) erforderlich, die die gefahrenen Strecken aufzeichnet.
In Schweden und Norwegen erfolgt die Erfassung über Kameras, die das Kennzeichen erkennen. In Ungarn wird eine elektronische Vignette benötigt, die online oder an Tankstellen erworben werden kann.
4. Sondermaut
Länder: Viele Länder in Europa (z. B. Österreich für bestimmte Alpenpässe, Frankreich und Italien für einige Tunnel).
Funktionsweise: Sondermautgebühren werden für die Nutzung bestimmter Strassenabschnitte erhoben (z. B. Tunnel,Brücken, Bergpässe). Die Bezahlung erfolgt in der Regel direkt an der Mautstelle, kann aber auch online oder über eine App abgewickelt werden.
5. City-Maut
Städte: London, Stockholm, Göteborg, Mailand, einige andere Städte in Europa.
Funktionsweise: Eine Gebühr wird für das Befahren bestimmter Stadtbereiche erhoben, um Verkehrsaufkommen und Umweltbelastung zu reduzieren. Die Bezahlung erfolgt oft elektronisch oder online, kann aber auch an Automaten oder Verkaufsstellen erfolgen.
In einigen Städten gibt es auch die Möglichkeit, eine Tages- oder Wochenvignette zu erwerben.
Aktuelle Entwicklungen
Die Mautsysteme in Europa entwickeln sich ständig weiter. Immer mehr Länder setzen auf elektronische Systeme, um die Mauterhebung effizienter und komfortabler zu gestalten. Gleichzeitig gibt es Diskussionen über die Einführung einer europaweiten Maut für Pkw, um die Finanzierung der Strasseninfrastruktur zu sichern und den Verkehr gerechter zu verteilen.