Der Albar Jet: Die Schweiz und ihr vergessener Sportwagen
Wie ein kleiner Betrieb aus Buochs mit einer simplen Käfer-Basis einen Sportwagen auf die Strasse brachte, der heute zu den seltensten Sammlerstücken zählt.

Die Albar AG wurde 1978 in Buochs von Alois Barmettler gegründet. Der Markenname «Albar» ist ein Akronym, das sich aus dem Namen des Firmengründers ableitet. Die Unternehmenstätigkeit endete später, wobei die Produktion zwischen 1993 und 1999 eingestellt wurde.
Zu Beginn konzentrierte sich Albar auf Umbauten der allgegenwärtigen VW-Käfer-Bodengruppe, spezialisiert auf die Produktion von Dünen-Buggys und Geländefahrzeugen. Diese Arbeit verschaffte Barmettler ein fundiertes technisches Wissen im Umgang mit GFK-Karosserien und der Käfer-Plattform, das die Grundlage für die Entwicklung zukünftiger Modelle bildete.

Zusätzlich zu den Buggys bot das Unternehmen auch kosmetische Modifikationen an, wie beispielsweise «Porsche-ähnliche Paneele» für den 1303 Super Beetle, um ein «Porsche-Käfer»-Design zu realisieren.
Die Nische der Schweiz im Kit-Car-Markt
Der Kontext des Schweizer Marktes ist entscheidend, um die Bedeutung von Albar zu verstehen. Während das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten die dominanten Märkte für Kit Cars waren, bot die Schweiz einen weniger offensichtlichen, aber ebenso lebendigen Schauplatz für solche Unternehmungen.
Ein wichtiges Merkmal, das Albar von den Kit-Car-Herstellern in den USA und dem Vereinigten Königreich unterschied, war die Fertigung im eigenen Land. Dies hob Albar in der Nische der exotischen Automobilhersteller hervor und positionierte es neben anderen Schweizer Manufakturen, die für ihre ungewöhnlichen Spezialanfertigungen bekannt waren, wie zum Beispiel Sbarro.

Die Verarbeitungsqualität der Albar-Buggys wurde ironischerweise als von «typisch schweizerischer Präzision» beschrieben, eine ungewöhnliche Eigenschaft für Kit Cars, die oft eine eher mangelhafte Fertigungsqualität aufwiesen. Dieser hohe Anspruch an die Verarbeitung verlieh den Albar-Fahrzeugen eine besondere Stellung auf dem Markt.
Albar Jet (1978–1984)
Der Albar Jet stellte eine wesentliche Abkehr von den offenen Buggys hin zu einem geschlossenen, ausgereiften Coupé-Design dar. Mit der Einführung des Jets betrat das Unternehmen die Arena der «exotischen Kit Cars».
Das Fahrzeug war ein Zweisitzer und verfügte über eine Karosserie aus Glasfaser. Die Produktion des Modells erstreckte sich von 1978 bis 1984. Als Kit Car wurde der Albar Jet auf der Bodengruppe des VW Käfers aufgebaut, was den Einsatz bewährter und kostengünstiger Volkswagen-Mechanik ermöglichte.
Die serienmässige Motorisierung bestand aus dem 1.6-Liter-Vierzylinder-Boxermotor des VW Käfers. In dieser Konfiguration leistete das Fahrzeug 71 PS bei einem geringen Leergewicht von nur 750 kg.
Produktionszahlen und Marktpositionierung
Öffentlich zugängliche Produktionszahlen für den Albar Jet sind nicht verfügbar. In der Geschichte von Nischen-Kit-Car-Herstellern ist dies jedoch keine Seltenheit.

Der Vertrieb erfolgte sowohl als Bausatz für Hobbyisten als auch als fertig montiertes Fahrzeug. Das Unternehmen bediente damit zwei unterschiedliche Käufersegmente – den ambitionierten Enthusiasten, der den Zusammenbau selbst übernehmen wollte, und den wohlhabenderen Kunden, der ein fertiges, einzigartiges Fahrzeug suchte.
Internationale Präsenz und Wettbewerb
Albar hatte internationale Vertriebspartner, darunter die Cartop GmbH in Deutschland und 1-6-2 Engineering in Grossbritannien. Der Albar Jet trat in der Nische für exotische Bausätze gegen eine damals grosse Konkurrenz an.
Das Fahrzeug bot eine Alternative zu den gängigen europäischen Sportwagen der 1970er Jahre, indem es exotisches Design mit einer zugänglichen Plattform verband. Heute ist der Albar Jet ein überaus seltenes Fahrzeug.
Wie viele Exemplare überlebt haben, ist nicht bekannt, was seinen Status als automobilhistorisches Rätsel unterstreicht. Anekdotische Berichte aus Online-Foren zeigen jedoch, dass zumindest einige Exemplare überlebt haben und restauriert werden.