Wie nachhaltig ist der Mineralabbau für E-Autos wirklich?

Luca Micheli
Luca Micheli

Am 02.12.2023 - 06:31

Für die Gewinnung von Materialien für Elektroautos wird auf Mineralabbau zurückgegriffen. Doch wird der Erde damit mehr geschadet als geholfen?

Elektroauto
Die Zahl produzierter Elektroautos steigt weiter nach oben. - Depositphotos

In den Wüsten Chiles, dem australischen Outback und den Ebenen der Demokratischen Republik Kongo wird Erde abgetragen und Wasser aufgesogen. Damit werden die für Elektroautos benötigten Mineralien gewonnen.

Kritiker nutzen dieses Anzapfen der natürlichen Ressourcen oft als Argument gegen die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Doch wie berechtigt sind diese Bedenken wirklich?

Schmutzige Geheimnisse oder blosse Mythen?

Die Gewinnung von Material für die Herstellung von Batterien soll in grossem Mass ausgeweitet werden. Mit erheblichen Folgen für lokale Ökosysteme.

Man spreche gar vom «schmutzigen Geheimnis» der Elektrofahrzeuge und der Belastung für die Umwelt durch den Abbau von Mineralien.

Kohlebergbau
Der Abbau von Mineralien ist für Arbeiter meist mit gesundheitlichen Problemen verbunden. - Depositphotos

Doch neben Umweltauswirkungen gibt es auch soziale Probleme: Laut «Amnesty International» sind Kinderarbeit und Ausbeutung kleiner Minenarbeiter in Teilen des Kongos weit verbreitet – insbesondere in Kobaltminen.

Batteriebedarf versus Umweltschäden

Der Bedarf an schweren Batteriemetallen wird rapide steigen. Die Internationale Energieagentur schätzt zum Beispiel, dass Elektroautos 173 kg mehr Lithium-, Nickel- und Kupfermineralien verbrauchen als Benzinautos.

Die Nachfrage nach Lithium, einem wichtigen Batteriemetall, wird sich bis 2030 voraussichtlich auf drei Millionen Tonnen vervierfachen und das Angebot übersteigen.

Insgesamt ist der Mineralienverbrauch von Elektroautos aber geringer als bei Benzin- oder Dieselfahrzeugen, sobald man Öl in die Gleichung einbezieht. Eine Studie des Thinktanks Transport & Environment ergab, dass Benzinautos im Laufe ihres Lebens 17.000 Liter Öl verbrennen.

Recycling: Der Weg zur Lösung?

Viele Kritiker vergessen einen wichtigen Punkt: Die meisten Batteriematerialien können recycelt werden.

David Bott vom «Society of Chemical Industry» betont: Man kann davon ausgehen, dass man am Ende 80-90% der Metalle wiederverwenden kann.

Batterien
Ein grosser Teil von Batteriematerialien kann wiederverwendet werden. - Depositphotos

Daten von «T&E» deuten darauf hin, dass sich der Abfall aus Batteriematerialien pro Elektroauto bis 2030 auf Fussball-Grösse reduzieren könnte. Vorausgesetzt natürlich, es findet eine konsequente Recyclingpolitik statt.

Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden

Trotz aller Fortschritte sind Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden leider immer noch Teil vieler Lieferketten für Ressourcen weltweit. Marken wie Apple und BMW versuchen daher ihren Kobaltbedarf zu reduzieren und transparente Lieferketten einzurichten.

Mark Dummett von «Amnesty International» betont jedoch, dass es kein spezielles Problem mit der Batterieindustrie gibt. Er hat auch Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der Ölförderung im Nigerdelta miterlebt.

Fazit: Elektroautos sind nicht das Problem

Die verfügbaren Daten vermitteln klar, dass die Ressourcenextraktion für Elektroautos deutlich geringer sein wird als für ihre Benzin- oder Diesel-Pendants. Insbesondere wenn Recycling zunimmt.

Allerdings entbindet dies die Käufer von Batteriemineralien nicht von ihrer Verantwortung für Missstände in der Lieferkette. Es bleibt zu hoffen, dass die Bergbauindustrie diese Gelegenheit nutzt, um sich selbst zu reformieren.

Mehr zum Thema:

Weiterlesen