VW-Leistungs-Abo: Bestimmen Sie die Motorleistung selbst

Daniel Huber
Daniel Huber

Software-Upgrades im Auto stossen auf Kritik. Warum die Strategie von VW trotz des Widerstands Sinn ergibt und welche Vorteile sie bereithält.

VW ID.3
Ein Auto für alle, Funktionen nach Wunsch freischaltbar: Das Abo-Modell von Volkswagen ermöglicht eine massive Reduzierung der Komplexität in der Produktion. - Volkswagen

Der Wandel vom hardware-zentrierten zum software-orientierten Fahrzeug ist einer der grundlegenden Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie. Moderne Autos sind mittlerweile mobile Rechenplattformen, die neue Geschäftsmodelle und wiederkehrende Einnahmequellen durch Software-Funktionen ermöglichen.

Diese Entwicklung ist eine direkte Antwort auf den zunehmenden Wettbewerbsdruck, insbesondere durch kostengünstige Hersteller von Elektroautos. Volkswagen hat diesen Wandel mit einem Leistungs-Abonnement für den ID.3 eingeleitet.

Ziel ist es, das Unternehmen für eine digital geprägte und wettbewerbsintensive Zukunft neu auszurichten und bis 2030 einen beträchtlichen Teil des Umsatzes aus Dienstleistungen zu erzielen. Diese Neuausrichtung markiert einen Bruch mit der traditionellen Abhängigkeit vom einmaligen Fahrzeugverkauf.

VWs Leistungs-Abo als Fallstudie

Volkswagens Leistungs-Upgrade steigert die Performance des ID.3 Pro von 150 kW auf 170 kW und erhöht das Drehmoment von 265 auf 310 Newtonmeter. Dies verkürzt die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h auf 7.1 Sekunden, ohne Reichweite oder Energieverbrauch zu verändern.

VW ID.3
Während das Leistungsupgrade des VW ID.3 dem klassischen Tuning ähnelt, bietet Tesla mit seinen «Acceleration Boost-Upgrades eine vergleichbare Software-Freischaltung. - Volkswagen

Das Upgrade wird in verschiedenen Varianten angeboten: als monatliches Abonnement für 18,90 Euro (deutscher Preis), als jährliche Zahlung mit Rabatt oder als Einmalzahlung für eine dauerhafte Freischaltung. Die einmalige Zahlung amortisiert sich nach etwa dreieinhalb Jahren im Vergleich zum monatlichen Abo. Ein kostenloser Probemonat ist verfügbar, um das Angebot zu testen.

Das Upgrade ist fahrzeuggebunden, was den Wert beim Weiterverkauf potenziell erhöht.

Strategische Gründe für Abo-Modelle

Ein Hauptgrund für die Umstellung auf Abo-Modelle ist die Suche nach neuen, wiederkehrenden Einnahmequellen. Darüber hinaus ermöglicht die Standardisierung der Hardware eine massive Reduktion der Komplexität in der Produktion.

Anstatt spezifische Komponenten für jede Ausstattungslinie zu verbauen, wird ein einziges, voll ausgestattetes Modell produziert, dessen Funktionen per Software freigeschaltet werden. Dies senkt Produktionskosten und erhöht die Effizienz in der Fertigung.

Die Entkopplung von Hardware und Funktionen hilft etablierten Herstellern, im Wettbewerb mit Technologiekonzernen und neuen Marktteilnehmern zu bestehen. Dieses Modell schafft eine Win-Win-Situation, da Hersteller von Effizienzgewinnen profitieren und Kunden Flexibilität bei der Nutzung erhalten.

Öffentliche Kritik und das Versprechen der Flexibilität

Das Abo-Modell von Volkswagen stiess in der Öffentlichkeit auf erhebliche Kritik. Viele Verbraucher empfinden es als «Abzocke» und verwenden den Begriff «Enshittification», um das bewusste Vorenthalten bereits verbauter Funktionen zu beschreiben.

Der Hauptgrund für diese Frustration ist die Diskrepanz zwischen der vorhandenen Hardware und der Notwendigkeit, erneut für ihre Nutzung zu bezahlen. Trotz dieser Kritik bietet das Modell auch Vorteile, indem es finanzielle Flexibilität ermöglicht.

VW ID.3
Der Wandel zum «Car-as-a-Service-Modell wird die Art, wie wir Fahrzeuge kaufen und nutzen, grundlegend verändern. - Volkswagen

Kunden können die hohen Anschaffungskosten für eine leistungsstärkere Version umgehen und Funktionen nur bei Bedarf temporär freischalten. Dies senkt das wirtschaftliche Risiko und bietet eine Alternative zu langfristigen Leasingverträgen.

Ausblick: Der Weg zum «Car-as-a-Service»

Der Trend zum software-definierten Fahrzeug ist unaufhaltsam. Das Abo-Modell wird sich voraussichtlich als neuer Standard etablieren und die Definition von Fahrzeugbesitz grundlegend verändern.

Der langfristige Erfolg hängt jedoch von der Fähigkeit der Hersteller ab, das Vertrauen der Kunden zu wahren und ein transparentes Wertversprechen zu kommunizieren. Abonnements für als «Zusatz-Features» wahrgenommene Funktionen sind dabei vielversprechender als solche für bereits als selbstverständlich angesehene Komfortfunktionen.

Das ultimative Ziel ist das «Vehicle-as-a-Service»-Modell, bei dem Kunden keine Fahrzeuge mehr kaufen, sondern all-inclusive-Mobilität abonnieren. Dieser Ansatz könnte die gesamte Automobilbranche neu definieren.

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