Chinas E-Autos: Top im Preis, Flop beim Datenschutz?
Chinesische Automarken drängen mit tiefen Preisen in die Schweiz. Doch was geschieht mit den Daten, die diese Fahrzeuge sammeln?

Ein modernes Auto ist ein hochentwickeltes Datenzentrum auf Rädern. Sensoren, Kameras und GPS-Module erfassen kontinuierlich die Umgebung, die Fahrweise und den Standort.
Das Infotainment-System lernt die Gewohnheiten des Fahrers. Diese «Connected Car»-Technologie ist heute Standard. Der Ursprung des Herstellers rückt jedoch zunehmend in den Fokus.

Marken wie BYD, MG Motor oder Nio sind auf dem Schweizer Markt präsent. Sie locken mit fortschrittlicher Elektrotechnik zu attraktiven Konditionen, doch die umfassende Vernetzung wirft kritische Fragen auf.
Der Preis als Lockvogel
Die Offensive ist klar ersichtlich. BYD (Build Your Dreams) startete offiziell im Frühling 2025 in der Schweiz. MG Motor ist bereits seit 2024 etabliert und erweitert sein Händlernetz.
Sie bieten vollelektrische Modelle oft tausende Franken günstiger an als die etablierte europäische Konkurrenz. Diese Preisstrategie ist aggressiv und wird in Brüssel genau beobachtet.

Die EU-Kommission hat eine Untersuchung wegen massiver staatlicher Subventionen für E-Autos aus China eingeleitet. Brüssel vermutet, dass diese Finanzhilfen die Preise künstlich drücken und den Wettbewerb auf dem europäischen Markt verzerren.
Das Auto als Datensammler
Heutige Fahrzeuge sind rollende Computer. Kameras für Assistenzsysteme filmen permanent die Umgebung.
Das Navigationssystem speichert gefahrene Routen und häufige Ziele. Mikrofone für die Sprachsteuerung sind potenziell immer aktiv.

Diese Daten sind wirtschaftlich wertvoll für Hersteller, Versicherer oder für die Stadtplanung. Sie sind aber auch sensitiv. In der Schweiz regelt das neue Datenschutzgesetz (DSG) den Umgang mit solchen Personendaten, wie auch das Bundesamt für Strassen (ASTRA) in seinen Grundlagen festhält.
Das Misstrauen fährt mit
Genau hier liegt die Sorge bei chinesischen Marken. Eine Studie des Center of Automotive Management (CAM) zeigt ein tiefes Misstrauen der Autokäufer.

Lediglich 16 bis 17 Prozent der Befragten trauen Marken wie BYD oder Nio beim Thema Datenschutz. Zum Vergleich: Deutschen Herstellern wie Mercedes oder BMW vertrauen hier deutlich mehr Kunden.
Sicherheitsexperten warnen vor Parallelen zur 5G-Debatte um den Technologiekonzern Huawei. Die Befürchtung ist, dass sensible Mobilitätsdaten an chinesische Behörden abfliessen könnten.
Physische Sicherheit gegen digitale Risiken
Experten warnen vor theoretischen Risiken wie der Fernabschaltung von Fahrzeugen über versteckte Schnittstellen. Ein Fall bei chinesischen E-Bussen in Norwegen zeigte, dass solche technischen Zugriffsmöglichkeiten existieren.
Gleichzeitig muss man die digitale Sicherheit klar von der physischen trennen. Bei der Fahrgastsicherheit gibt es keine Beanstandungen.
In den anspruchsvollen Euro NCAP-Crashtests schneiden chinesische Modelle von MG, BYD oder Nio regelmässig hervorragend ab. Es bleibt das Dilemma zwischen einer sicheren Karosserie und einer potenziell unsicheren Datenanbindung.














