Luxus-Flitzer, den keiner will: Honda NSX erlebt Verkaufsflop
Nur eine Handvoll Kunden wollten den Sportwagen im letzten Jahr ihr Eigen nennen. Vielleicht liegt’s am Preis.
Während viele Automobilhersteller derzeit stolz ihre Rekordverkäufe verkünden, steht Honda mit seinem Hybrid-Sportwagen NSX eher im Schatten. Ein Blick auf die Zahlen verrät, warum.
Hondas technisches Meisterwerk – Der NSX
Die technischen Daten des Honda NSX lesen sich beeindruckend: Angetrieben wird er von einem speziell für dieses Modell entwickelten JNC1 V6-Motor mit Doppelturboaufladung und 3,5 Litern Hubraum.
Der Motor wurde in einem einzigartigen Winkel von 75 Grad montiert. Dank dieser Konstruktion konnte Hondas Luxus- und Performance-Modell einen niedrigeren Schwerpunkt erreichen und gleichzeitig Vibrationen reduzieren.
Der kompakte Aufbau des Motors sorgt dafür, dass dessen Oberseite nicht höher liegt als die Oberkante der Reifen.
Leistung trifft auf Effizienz
In einer Mittelheck-Anordnung sitzt der V6-Motor und treibt die Hinterräder an. Unterstützung erhält er dabei von drei Elektromotoren.
Zwei davon sind an der Vorderachse positioniert und liefern jeweils 36 PS sowie ein Drehmoment von 73 Nm. Das dritte Aggregat befindet sich hinten und generiert weitere 48 PS sowie beachtliche 148 Nm.
Zusammen mit dem V6-Motor ergibt sich eine Gesamtleistung von 581 PS und ein Drehmoment von 645 Nm. Die Kraftübertragung erfolgt über ein neunstufiges Doppelkupplungsgetriebe, das auch manuell via Schaltwippen hinter dem Lenkrad bedient werden kann.
Die Technologie hinter der Performance
Alle Komponenten des Antriebsstrangs sind perfekt aufeinander abgestimmt. Die Elektromotoren sind als Direktantriebseinheiten unter anderem bei der Beschleunigung aus Kurven aktiv.
Das Hightech-Bremssystem überträgt die Energie aus Bremsvorgängen an die Batterie des Hybrid-Systems. Zudem sorgen die Turbolader mit elektronischen Wastegates für zusätzlichen Schub.
Dank der Torque-Vectoring-Technologie ist das Einlenkverhalten enorm agil: Je nachdem, ob es sich um Rechts- oder Linkskurven handelt, bremst einer der Elektromotoren, während der andere beschleunigt.
Die Geschichte des Honda NSX
Die Wurzeln dieser speziellen Fahrzeugserie liegen bereits ganze 40 Jahre zurück. Der HP-X-Prototyp von 1984 war der Vorläufer des ersten Honda NSX.
1990 kam dann dieser auf den Markt und überraschte mit Features wie der Aluminium-Karosserie und der elektronischen Lenkunterstützung. 2005 rollten die letzten Modelle der ersten Generation vom Band.
Nach einer elfjährigen Pause stellte Honda 2016 den neuen NSX-Sportwagen vor – in den USA wurde der Sportler übrigens immer unter dem Namen Acura verkauft.
Wie schlägt sich der V6-Motor auf der Strasse?
Keine Frage, der NSX wurde für ultimativen Fahrspass entwickelt. Der V6-Motor begeistert Fahrer mit einem hervorragenden Ansprechverhalten.
Die knackige Übersetzung, die aktive Lenkung und die Beschleunigung von 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h unterstreichen, dass der NSX ein waschechter Rennwagen ist. Wer den Kontakt zur Strasse spüren möchte, liegt hier richtig.
Verkaufszahlen im Sinkflug
Trotz dieser beeindruckenden technischen Daten hat Honda es nicht geschafft, die Kunden für den NSX zu begeistern. Im letzten Jahr wurden lediglich fünf Fahrzeuge verkauft – das sind 98,3% weniger als noch in 2022.
Ein alarmierender Rückgang, wenn man bedenkt, dass die Produktion des Modells bereits im Vorjahr eingestellt wurde.
Auch der hohe Preis dürfte potenzielle Käufer abschrecken: Das Modell startet bei einem stolzen Betrag von fast 146‘000 Franken und kann mit zusätzlichen Optionen leicht auf über 212‘000 Franken klettern.
Sportwagen im Vergleich: Was bietet die Konkurrenz?
Für diese Summe stehen Kaufinteressenten weitere Supersportler zur Wahl: Im Preisbereich von rund 200'000 Schweizer Franken bekommen Sie beispielsweise einen Porsche 911 Carrera 4S, einen Lamborghini Huracán oder einen Ferrari Roma.
Einer der Hauptgründe für die schlechte Verkaufsbilanz: Das Fahrzeug besitzt nicht die gleiche Strahlkraft wie die Konkurrenten von Lamborghini, Ferrari und Porsche.
Der NSX bleibt ein Kultobjekt für Liebhaber
Der revolutionäre «Think outside the box»-Ansatz der Ingenieure macht den NSX der zweiten Generation schon jetzt zu einer Legende. Wie auch das Modell von 1990 brachte der Nachfolger zahlreiche technische Neuerungen.
Unter Motorsportfans mit entsprechenden finanziellen Möglichkeiten ist der NSX daher durchaus gefragt. Nur sind die eben nicht so zahlreich, wie man sich es bei Honda erhofft hatte.
Lichtblick trotz Verkaufsdebakel
Neben dem NSX konnte Honda jedoch einige Erfolge verbuchen: So wurde das Integra-Modell im vergangenen Jahr von mehr als 32‘000 Kunden gewählt: ein Plus von beachtlichen 147,1 % gegenüber dem Vorjahr.
Auch der Einstiegs-Sedan TLX konnte seine Verkaufszahlen um fast die Hälfte steigern und fand insgesamt knapp über 16‘700 neue Besitzer.
