Verbrennungsmotor-Ära für Neuwagen endet

Daniel Huber
Daniel Huber

Das Ende einer Ära: Der reine Verbrennungsmotor läuft aus. Aber warum? Wir erklären die Gründe.

Auspuff Auto
Gerade in urbanen Gebieten sind die Menschen durch Abgase belastet. - Pexels

Der Verbrennungsmotor bei Neuwagen läuft aus. Ökologischer Druck, strenge Gesetze, ausgereifte Elektroautos (sinkende Kosten, höhere Reichweite, mehr Ladestationen), wirtschaftliche Vorteile (TCO), Industrieinvestitionen und gesellschaftliche Akzeptanz treiben diesen Wandel voran.

Trotz Herausforderungen scheint eine Zukunft ohne neue Verbrennerautos unausweichlich.

Ursache

Der Verkehrssektor mit seinen Verbrennungsmotoren ist ein Hauptverursacher von CO₂-Emissionen und trägt massgeblich zur globalen Erwärmung bei. In der Schweiz stammten 2023 etwa 40 % der Treibhausgasemissionen aus dem Verkehr.

Trotz leicht sinkender spezifischer Emissionen pro Kilometer bei neuen Fahrzeugen wird dieser Fortschritt durch zunehmendes Verkehrsaufkommen, besonders im Güterverkehr, oft aufgehoben. Ähnliche Trends zeigen sich in Österreich und auf EU-Ebene, wo die Emissionen im Verkehrssektor teils anstiegen, während sie in anderen Sektoren sanken.

Schaubild
CO₂-Emissionen des Verkehrs nach Verkehrsmittel (2022), ohne Luftverkehr. - BAFU - EMIS (Screenshot)

Global ist der Transportsektor in den USA der grösste Emittent. Zur Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens sind drastische Emissionsreduktionen im Verkehr unerlässlich, da der Sektor relativ zu anderen an Bedeutung gewinnt.

Luftqualitätskrise durch NOx und Feinstaub

Verbrennungsmotoren sind Hauptverursacher gesundheitsschädlicher Luftschadstoffe wie Stickoxide (NOx) und Feinstaub (PM10, PM2.5), insbesondere im Verkehrssektor. NOx reizt Atemwege, schädigt die Lunge und trägt zu Ozonbildung bei.

Feinstaub dringt tief in die Lunge und den Blutkreislauf ein, was zu Atemwegs-, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs führen kann. Dieselruss ist besonders gefährlich. Die gesundheitlichen Folgen verursachen hohe volkswirtschaftliche Kosten.

Chevrolet Suburban
Ein Dinosaurier in einer sich ändernden Umwelt: Chevrolet Suburban, Verbrauch innerstädtisch ca. 15 Liter pro 100 km. - Chevrolet

Dies führt zu politischem Handlungsdruck und Massnahmen wie Umweltzonen. Zukünftige Regulierungen (Euro 7) zielen auch auf Emissionen aus Bremsen- und Reifenabrieb und belasten Verbrenner stärker, was den Umstieg auf Elektrofahrzeuge indirekt fördern soll.

Lebenszyklus-Emissionen

Elektroautos (BEVs) verursachen über den gesamten Lebenszyklus meist weniger Treibhausgase als Verbrenner (ICEVs), trotz emissionsreicherer Batterieproduktion. Saubere Stromerzeugung verstärkt diesen Vorteil.

Schaubild ADAC e.V.
Die Lebensdauer von Elektroauto-Batterien ist länger als oft angenommen. Untersuchungen zeigen, dass sie nach dem Einsatz im Auto noch viele Jahre in anderen Anwendungen genutzt werden können. Dies verlängert die Nutzungsdauer und trägt zur Nachhaltigkeit bei. - ADAC e.V. (Screenshot)

Global sind BEV-Emissionen niedriger, auch wenn sie in der Produktion höhere Schadstoffemissionen aufweisen können.

Die Optimierung der BEV-Produktion und des Recyclings steht im Fokus, aber grundsätzlich sind BEVs für Klima und Luftqualität vorteilhafter, besonders mit sauberem Strom.

Regulatorischer Druck: Globale Politik beschleunigt den Wandel

Parallel zu den ökologischen Notwendigkeiten übt die Politik weltweit einen immer stärkeren Druck auf die Automobilindustrie aus. Der Übergang vom Verbrennungsmotor zu emissionsfreien Alternativen soll beschleunigt werden.

Dieser regulatorische Druck manifestiert sich in verschiedenen Formen, von direkten Verkaufsverboten bis hin zu stetig strengeren Emissionsvorgaben.

Verkaufsverbote: Nationale und regionale Ausstiegspläne für Verbrenner

Eine wachsende Zahl von Ländern und Regionen hat konkrete Zeitpläne für das Ende des Verkaufs von Neufahrzeugen mit Verbrennungsmotor festgelegt. Diese politischen Entscheidungen senden ein klares Signal an Hersteller und Verbraucher und schaffen Fakten für die zukünftige Ausrichtung der Mobilität.

Die Europäische Union hat beschlossen, dass ab 2035 neu zugelassene Pkw und leichte Nutzfahrzeuge im Betrieb keine CO₂-Emissionen mehr ausstossen dürfen. Dies kommt faktisch einem Verbot des Verkaufs von Neuwagen mit herkömmlichen Benzin- und Dieselmotoren gleich, da diese Technologie nach derzeitigem Stand die Null-Emissions-Vorgabe am Auspuff nicht erfüllen kann.

Schaubild
Prognostizierte Markthochlaufentwicklung elektrisch betriebener Fahrzeuge in Europa bis 2050. - Isi.fraunhofer.de (Screenshot)

Eine umstrittene Ausnahme für Fahrzeuge, die ausschliesslich mit CO₂-neutralen synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) betrieben werden, wurde auf Druck einiger Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, in die Verordnung aufgenommen. Die genau Ausgestaltung ist jedoch noch offen.

Ambitionierte Ziele

Kalifornien, ein wichtiger Trendsettermarkt, hat festgelegt, dass ab 2035 nur noch emissionsfreie Neufahrzeuge (Zero Emission Vehicles, ZEVs) verkauft werden dürfen. Andere US-Bundesstaaten wie New York und New Jersey haben ähnliche Absichten bekundet.

China, der weltgrösste Automobilmarkt, plant, dass ab 2035 nur noch sogenannte «New Energy Vehicles» (NEVs) – eine Kategorie, die BEVs, Plug-in-Hybride (PHEVs), Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEVs) und auch konventionelle Hybride umfasst – neu verkauft werden dürfen.

Mindestens 50 % davon sollen BEVs, PHEVs oder FCEVs sein. Die Provinz Hainan verfolgt mit einem Verkaufsstopp für neue Benzin- und Dieselfahrzeuge bereits ab 2030 noch ehrgeizigere Ziele.

Ambitionierte Ziele – Europa

Das Vereinigte Königreich hat sein ursprüngliches Ziel für das Verbrenner-Aus mehrfach angepasst und strebt nun ebenfalls das Jahr 2035 an. Schottland plant den Ausstieg sogar schon bis 2032.

Norwegen ist Vorreiter und hat bereits 2017 beschlossen, dass bereits ab 2025 nur noch emissionsfreie Neuwagen zulassen werden sollen. 2024 waren knapp 90 % aller Neuzulassungen keine reinen Verbrenner mehr.

Weitere Länder mit angekündigten Ausstiegszielen für neue ICE-Verkäufe umfassen unter anderem die Niederlande (2030), Dänemark (2030/2035), Schweden (2030), Irland (2030), Kanada (2035), Frankreich(2040) und Spanien (2040).

Mehr zum Thema:

Weiterlesen