AmiGo: Autonome Postautos erobern die Schweiz
In der Ostschweiz beginnt jetzt die Zukunft der Mobilität. Erleben wir bald den Alltag ohne Fahrer am Steuer der gelben Postautos?

Stellen Sie sich vor, Sie warten an einer Haltestelle im Appenzellerland auf das Postauto. Doch statt eines freundlichen Grusses vom Chauffeur blicken Ihnen nur Sensoren und Kameras entgegen.
Diese Szene ist seit heute keine Science-Fiction mehr, sondern Realität auf unseren Strassen. Das Projekt «AmiGo» bringt die neuste Level-4-Technologie direkt in den Schweizer Alltag.
Hochleistungsrechner steuern nun das Modell RT6 von Baidu durch enge Kurven und dichten Verkehr. Die Digitalisierung erreicht damit eine völlig neue Stufe der öffentlichen Fortbewegung.
Hightech aus China auf Schweizer Strassen
Die Post setzt bei diesem Pilotversuch auf die jahrelange Erfahrung des chinesischen Giganten Baidu. Das Fahrzeug vom Typ RT6 nutzt eine Vielzahl von Lidar-Sensoren zur präzisen Orientierung.

Aktuell finden in den Kantonen St. Gallen und Thurgau erste Kartierungsfahrten ohne Passagiere statt. Die künstliche Intelligenz lernt dabei jede Unebenheit und jedes Verkehrsschild genau kennen.
Diese Phase ist entscheidend für die Sicherheit im späteren Regelbetrieb mit echten Fahrgästen. Bis 2027 soll das System perfekt auf die topografischen Besonderheiten der Schweiz eingestellt sein.
Effizienz gegen Skepsis: Die Vorteile
Autonome Fahrzeuge versprechen eine deutlich höhere Pünktlichkeit durch optimierte Fahrprofile und Echtzeit-Daten. Zudem könnten Randregionen in Appenzell künftig kosteneffizienter an das Verkehrsnetz angebunden werden.
Die PostAuto AG sieht in der Technik eine Chance gegen den wachsenden Fachkräftemangel. Sensoren werden zudem nie müde und reagieren oft schneller als menschliche Reflexe.
Langfristig sinken die Betriebskosten, was die Ticketpreise stabil halten oder sogar senken könnte. Der öffentliche Verkehr gewinnt so massiv an Attraktivität gegenüber dem privaten Auto.
Risiken und ethische Hürden im Fokus
Trotz der Euphorie bleiben viele Fragen zum Datenschutz und zur Haftung bei Unfällen offen. Wer trägt die Verantwortung, wenn die Software in einer unvorhersehbaren Situation falsch entscheidet?
Kritiker bemängeln zudem die Abhängigkeit von chinesischer Technologie in der kritischen Infrastruktur. Auch das Verschwinden des persönlichen Kontakts zum Chauffeur bereitet vielen älteren Fahrgästen Sorgen.
Ein technischer Defekt in den abgelegenen Bergen könnte die Sicherheit der Passagiere gefährden. Der Weg bis zum vollautomatisierten Betrieb im Jahr 2027 bleibt daher steinig.
Der Fahrplan für die kommenden Jahre
Die Testphase wird in den nächsten Monaten schrittweise auf weitere Gebiete in der Ostschweiz ausgeweitet. Ab 2026 ist die Mitnahme der ersten mutigen Testpassagiere unter Aufsicht geplant.
Das Ziel bleibt klar definiert: Ein reibungsloser Betrieb in vier Kantonen bis Anfang 2027. Die Behörden beobachten das Experiment sehr genau und prüfen die gesetzlichen Rahmenbedingungen laufend.
Ob sich die gelben Flitzer ohne Lenkrad durchsetzen, entscheidet letztlich das Vertrauen der Bevölkerung. Die Schweiz übernimmt hier eine Pionierrolle für die Mobilität von morgen in ganz Europa.














