NVH und die Kunst der Stille im Auto
Flüsterleise im Auto? Das ist kein Zufall! Entdecke die NVH-Technik (Noise, Vibration, Harshness), die Lärm und Vibrationen effektiv bekämpft.

Stellen Sie sich vor, Sie fahren auf der Autobahn A1. Im einen Auto flüstert man entspannt. Im anderen muss man die Stimme heben.
Dieser Komfortunterschied ist kein Zufall. Er ist das Resultat von «NVH».
Der Begriff steht für Lärm, Vibration und Rauhigkeit (Noise, Vibration, Harshness). Diese Ingenieursdisziplin optimiert die Akustik und macht das Reisen angenehmer.
Die Quellen der Störung
Geräusche und Vibrationen entstehen an vielen Orten. Der Motor überträgt Schwingungen auf die Karosserie. Die Reifen erzeugen Abrollgeräusche auf dem Asphalt.
Der Fahrtwind trifft auf Aussenspiegel und A-Säulen. Ingenieure unterscheiden dabei Körperschall und Luftschall.

Körperschall bezeichnet Vibrationen, die sich durch feste Bauteile fortpflanzen. Luftschall ist das Geräususch, das direkt an das Ohr dringt.
Funktion: Isolieren und Absorbieren
Die Bekämpfung von NVH folgt zwei Hauptstrategien. Die Isolation unterbricht den Schwingungsweg direkt an der Quelle.
Hydrolager für den Motor oder spezielle Achsbuchsen entkoppeln den Antriebsstrang. Sie verhindern, dass Vibrationen die Karosserie erreichen.
Die zweite Strategie ist die Absorption und Dämpfung. Hierbei schlucken spezielle Materialien die unerwünschte Schallenergie. Dämmmatten, Akustikschäume oder schwere Folien in Türen und Bodenblechen absorbieren die Frequenzen.
Die Herausforderung Elektroauto
Der leise Elektroantrieb stellt NVH-Entwickler vor neue Hürden. Denn: Das laute Verbrennungsgeräusch fehlt.
Dieses Motorengeräusch maskierte bisher viele andere Störquellen. Im Elektroauto treten nun Abrollgeräusche der Reifen und Windgeräusche viel stärker in den Vordergrund.
Selbst das hochfrequente Surren der Elektromotoren oder der Leistungselektronik muss aufwendig gedämmt werden. Der Anspruch an die Ruhe im Innenraum steigt mit dem Umschwung bei der Antriebstechnik deutlich.
Beispiele aus der Praxis
Die Mercedes S-Klasse gilt oft als Massstab der Dinge bei der Lärmreduzierung. Sie nutzt spezielle Akustikschäume, die in Hohlräume der Rohkarosserie eingebracht werden.
Hinzu kommt mehrschichtiges Akustikglas, das Windgeräusche filtert. Audi verbaut im e-tron GT serienmässig ein geräuschdämmendes Glas für Front- und Heckscheibe.
Auch der Polestar 3 nutzt eine aktive Luftfederung, die nicht nur den Komfort, sondern auch das NVH-Verhalten optimiert. Selbst die Reifen werden oft mit speziellen Schaumstoffeinlagen versehen, um das Abrollgeräusch zu senken.














