Hommage an einen Kultsportler - der Lancia Delta S4 Stradale
Er gehört zu den unbestrittenen Legenden des italienischen Autobaus – Zeit, einen näheren Blick auf diesen Kultklassiker zu werfen.
Fast 40 Jahre ist es her, seitdem der Lancia Delta S4 Stradale zum ersten Mal im Herbst 1985 der Weltöffentlichkeit auf dem Turiner Autosalon vorgestellt wurde. Seitdem hat dieses Fahrzeug vor allem im Motorsport so manche Erfolge eingefahren – und damit den legendären Ruf der Marke Lancia entscheidend mitbegründet.
Lancias Antwort auf den Audi Quattro
Die Geschichte des Delta S4 beginnt mit einem Kampf – genauer gesagt dem Kampf um die Spitze im Rallye-Sport. Audi war zu dem damaligen Zeitpunkt führend im Rallye-Sport, dank seiner innovativen Allrad-Technologie.
Deutlich zu spüren bekamen die Italiener das 1982: Audi gewann zum ersten Mal in der Konstrukteurswertung die Rallye-WM – mit einem Allradler. Zwar gewann Lancia mit dem 037 noch einmal den Titel im Folgejahr, doch die Zeit der heckgetriebenen Rallye-Fahrzeuge war damit endgültig vorbei.
Lancia musste sich etwas einfallen lassen, um nicht endgültig abgehängt zu werden. Den Allradantrieb wollte man daher nicht einfach abkupfern, sondern setzte mithilfe eines Ingenieurs-Teams von Abarth auf eine komplette Neuentwicklung.
Grundlage war das Basismodell des Lancia Delta
Die Geschichte des S4 Stradale beginnt aber bereits früher, genauer gesagt mit dem Basisserienmodell, dem Lancia Delta. 1974 wurde mit seiner Entwicklung begonnen und als Basis die Bodengruppe und Motorisierung des Fiat Ritmo verwendet.
Ganz wie es dem Anspruch Lancias entsprach, war die Konstruktion jedoch weitaus anspruchsvoller als beim Ritmo. Mit Neuheiten wie in die Karosserie integrierte Stossfänger und einem von Stardesigner Giorgetto Giugiaro gestalteten Fahrzeugdesign setzte der Delta eigene Akzente.
Die sportlichen Erfolge der abgeleiteten Motorsportversionen,, wie dem Delta Evoluzione und eben dem S4, sollten sich nachhaltig auf den Verkaufserfolg des Serienmodells auswirken.
Der Delta S4 – hochgezüchtet für die Rennstrecke
Was die Abarth-Ingenieure mit dem S4 zauberten, war nichts weniger als eine echte Ingenieurs-Meisterleistung: Der komplex konstruierte Allradantrieb verfügte über ein zentrales Ferguson-Differential mit einer ausgeklügelten Kraftverteilung von 30/70.
Zudem ausgestattet mit einem ZF-5-Gang-Getriebe, verfügte der Delta S4 bereits in der Serienversion über 250 PS dank Turbolader. Um für sich für die sogenannte Gruppe-B zu qualifizieren, wurde aus dem 1,8 Liter Vierzylinder nochmal alles herausgekitzelt: Das ergab in der Regel bis zu 490 PS, kurzfristig sogar bis zu 1000 PS bei einem Turbodruck von 5bar.
Auch gewichtstechnisch speckte die Rennversion nochmal kräftig ab und landete bei nur 966 Kilogramm dank der intensiven Verwendung von Kevlar und Karbon für die Karosserie. Der reichlich mit Alcantara und Leder ausgestattete, «gemütlichere» Stradale war ganze 231 Kg schwerer.
Der Delta S4 feiert Motorsporterfolge
Kaum war der Delta S4 für die Rennstrecke zugelassen, entfesselte er auch seine ganze Kraft: Gleich mit seiner Premiere konnte das Werksteam noch 1985 einen Doppelsieg bei der Rallye Grossbritannien einfahren.
Weitere Siege folgten in der Saison 1986, u.a. bei der berühmten Rallye-Monte Carlo. Zwischenzeitlich konnte der Lancia sogar Geschwindigkeiten erreichen, mit denen er locker in der Formel-1 hätte mitfahren können.
Doch leider endete die Karriere des S4 unglücklich schliesslich mit einem tragischen Unfall: Bei der Rallye in Korsika kam das Du Toivonen/Cresto ums Leben, ihr Fahrzeug ging in Flammen auf. Danach war es mit der Gruppe-B ab der Rennsaison 1987 in der Rallye-WM vorbei.
2022 zum «Youngtimer des Jahres» gewählt
Heute ist der Delta S4 Stradale so gut wie gar nicht mehr im regulären Strassenbild anzutreffen. Dass gut erhaltene Exemplare trotzdem die Zeit überdauern können, zeigt die Sammlung von Stellantis Heritage.
Die Sammlung hat es sich zur Aufgabe gemacht, das automobile Erbe der Marken Abarth, Alfa Romeo, Fiat und Lancia zu bewahren und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ein besonders gut erhaltenes Exemplar des Delta S4 Stradale aus der Stellantis Sammlung fand 2022 so seinen Weg in die italienische Zeitschrift «Ruoteclassiche»:
Das Magazin veranstaltete den Wettbewerb «Best in Classic 2022» und wählte den Lancia schliesslich zum «Youngtimer» des Jahres aus. Definitiv hat der S4 Stradale das Zeug, zu einem der begehrtesten Sammlerobjekte der nächsten Jahre zu werden.